(Sankt Margarethen / Brunsbüttel) – Die Organisatoren des Klima-Camps Gruppe „Free the Soil“ diskutieren nach eigenen Angaben in Sankt Margarethen in der Wilstermarsch am Wochenende mit Besuchern der Protest-Veranstaltung über die Rolle der industriellen Landwirtschaft.

Die Gruppe erwartet etwa 1.000 Teilnehmer. Die Organisatoren planen außerdem eine sogenannte Massenaktion gegen den Düngemittelhersteller „Yara“, dessen Werk sich in Brunsbüttel etwa vier Kilometer vom Klima-Camp entfernt befindet.

Die Polizei ist mit mehr als 500 Einsatzkräften angerückt, um die Anlagen im größten Industriegebiet Schleswig-Holsteins zu schützen. „Im Vordergrund stehen die hohen Güter und das Recht auf freie Meinungsäußerung und der Versammlungsfreiheit“, sagte Einsatzleiter Holger Meincke von der Polizeidirektion Itzehoe und fuhr fort: „Sollten Konfliktsituationen auftreten, werden meine Einsatzkräfte angemessen und konfliktvermeidend handeln und entsprechende Lösungen vor Ort suchen.“

Die Aktivistinnen und Aktivisten von „Free the Soil“ kritisieren die industrielle Landwirtschaft. „Das aktuelle landwirtschaftliche System zerstört fruchtbare Böden, beutet Menschen des Globalen Südens aus und ist eine der Hauptursachen für die Klimakrise“, heißt es in einer Pressemitteilung.

„Yara“ produziert an dem Standort an der Elbe nach eigenen Angaben mit großem Energieaufwand verschiedene Produkte. Eine Ammoniaksyntheseanlage erzeugt laut Unternehmen die Luftgase Stickstoff, Sauerstoff und Argon, die für verschiedene technische und industrielle Anwendungen benötigt werden. In einer Harnstoffanlage entsteht unter anderem der Diesel-Zusatz AdBlue.

Im Rahmen des Klima-Camps soll es nach ihren Angaben eine Aktion mit „massenhaften zivilen Ungehorsam“ gegen den norwegischen „Yara“-Konzern geben, der in Brunsbüttel unter anderem auch Düngemittel für die Landwirtschaft herstellt. Auf ihren Internetseiten rufen die Veranstalter zur Blockade des Werkes auf: „Wir müssen die zerstörerischen Praktiken der industriellen Landwirtschaft aufdecken und entschlossen gegen die wenigen Unternehmen vorgehen, die von ihnen profitieren, bis wir sie endgültig stillgelegt haben.“ Außerdem zeigen sie Fotos von Aktivisten am Wassergraben und am Sicherheitszaun des „Yara“-Werkes.

Die Schleswig-Holsteinische Landespolizei hat für den Einsatz eine „Besondere Aufbauorganisation“ (BAO) gebildet. „Diese Struktur ermöglicht es der Polizei, bei Aktionen und Protesten im Industriegebiet Brunsbüttel ansässige Firma, ausreichend vorbereitet zu sein“, teilte die Polizei mit.

Die meisten der mehr als 500 Beamten kommen laut Polizeiangaben aus Schleswig-Holstein, aber auch aus anderen Bundesländern und von der Bundespolizei. Die Einsatzleitung will mit dem großen Aufgebot auch verhindern, dass Aktivistinnen die Industrieanlagen betreten können. „Die Grenze der Versammlungsfreiheit endet bei Vorliegen erheblicher Straftaten sowie bei unmittelbarer Gefahr für Leib oder Leben oder hochwertiger Sachgüter“, heißt es von der Polizei.

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Günter Schwarz – 21.09.2019