(Haderslev) – Ein Reha-Zentrum für Folteropfer und ein Ausländerberatungsdienst sind von der Schließung bedroht. Sie kosten insgesamt 2,5 Millionen Kronen (335 Tsd. Euro) pro Jahr, aber jede Krone zählt, wenn in den Kassen der Kommune ein Loch ist.

Renas Ali ist Kurde und Flüchtling aus Syrien. Er hat im Bürgerkrieg mehrere Familienmitglieder verloren und ist nach erlittener Folter sogar auf der linken Seite gelähmt. Er kommt mehrmals pro Woche in das Rehabilitationszentrum Verdande in Haderslev. Jetzt ist das Zentrum Ziel des kommunalen Sparkatalogs.

„Ich denke, es veruracht in mir ein echt übles Gefühl, dass wir in unserer Kommune nicht das Geld aufbringen können, um dieser Gruppe von Menschen zu helfen“, sagt Niels Stigaard Ravn, Leiter des Reha-Zentrums.

Renas Ali kam vor neun Jahren nach Dänemark und spricht gut Dänisch. Aber er ist ein hart getroffener Mann. „Es wird schwer. Ich fühle mich nur als halber Mensch. Ich muss reden, reden und reden“, sagt er. Das Zentrum Verdande hilft 30 traumatisierten Flüchtlingen pro Jahr und auf das Therapiezentrum fallen zwei Millionen (268 Tsd.).

Das Zentrum Verdande ist ein Zufluchtsort für Flüchtlinge und weitere Einwanderer, das ihnen bei all den praktischen Problemen hilft, die auftreten können, wenn sie in ein anderes Land mit einer völlig fremden Kultur kommen und mit allem neu anfangen müssen. Es kommen rund 600 Hilfesuchende im Jahr und der Unterhalt für die Beratung beläuft sich auf 400.000 Kronen (53,5 Tsd. Euro). Auch dieser Betrag steht auf der Sparliste des Finanzausschusses.

„Es ist ein falscher Ort zum Sparen. Diese Menschen gehen dann einfach mit ihren Problemen zu ihrem Kindergarten, der Schule, dem Krankenhaus, den Sozialdiensten zu anderen und verbrauchen stattdessen deren Zeit“, sagt Zentrumsleiter Niels Stigaard Ravn.

Wie es scheint, werden der Kommune Haderslev Ende 2020 um die 32 Mio. Kronen (4,3 Mio. Euro) und 2022 etwa 77 Mio. Kronen (10,3 Mio. Euro) fehlen, wenn der kommunale Haushalt nicht angepasst wird. Daher hatte die Kommune am gestrigen Montagabend die Bürger zu einem Informationsgespräch über die anstehende Sparrunde eingeladen.

von

Günter Schwarz – 24.09.2019