(Niebüll) – Es läuft einfach nicht rund auf der Marschbahnstrecke zur Insel Sylt. Am gestrigen Dienstag ab 19:00 Uhr diskutierten wieder einmal zum x-ten Male Politiker, Unternehmer, Bahnvertreter und genervte Pendler in Niebüll über die andauernden und „never ending“ Probleme auf der Strecke zwischen Hamburg-Altona und Westerland.

Es war der mittlerweile dritte sogenannte „Marschbahngipfel“, bei dem sich rund 300 Leute sich in der FPS-Mensa drängten. Auf einem Bahngipfel machten viele nun ihrem Unmut Luft.

Moderiert wurde er von Nordfrieslands Landrat Florian Lorenzen. Viele Pendler machten ihrem Ärger Luft, verwiesen auf unpünktliche Züge, auf Betriebsstörungen, defekte Toiletten und dreckige Waggons. Ein Pendler, der auf Sylt arbeitet, sagte: „Wenn ich auf dem Festland einen guten Job angeboten bekommen würde, wäre ich sofort weg.“

Einige Sylter Einzelhändler haben im November ihre Öffnungszeiten verkürzt, um ihre Mitarbeiter zu entlasten. Die damit verbundenen Umsatzeinbußen würden in Kauf genommen, um die Mitarbeiter nicht zu verlieren, fasste der Vorsitzende des Vereins Sylter Unternehmer, Karl Max Hellner zusammen. Leider können die Sylt-Pendler nicht einfach auf das Auto umsteigen, sie sind auf die Bahn angewiesen.

Die Pünktlichkeit bei der Bahn sei wieder schlechter geworden, die Bahn müsse sich mehr anstrengen, forderte Verkehrsminister Bernd Buchholz (FDP). In der ersten Oktoberwoche etwa sei die Bahn zwischen Niebüll und Westerland nur in 66 Prozent der Fälle pünktlich gewesen. Wenn die Werte nicht besser würden, werde Buchholz wieder Geld einbehalten und die Pendler entschädigen. Aus Sicht des Ministers kann langfristig nur ein zweigleisiger Ausbau die Situation auf der Marschbahn verbessern.

Der Vertreter der Bahn, Bahn-Sprecher Meyer-Lovis, verteidigte sich und verwies auf die laufende Millionen-Investitionsoffensive, die für mehr Stabilität sorgen werde. Im Zuge der Bauarbeiten muss die Strecke ab November zeitweise voll gesperrt werden. Ab dem 4. November wird der eingleisige Abschnitt zwischen Lehnshallig und Klanxbüll auf dem Festland bis zum 29. November jeweils von Montagabend bis Freitagfrüh komplett für den Bahnverkehr gesperrt. Auch die Autozüge fahren in dieser Zeit nicht nach Sylt.

Für die Pendler ist die Belastung durch Baustellenfahrplan und Schienenersatzverkehr in dieser Zeit noch höher als sonst schon. „Der November wird mit Ansage katastrophal, machen wir uns nichts vor“, kommentierte Verkehrsminister Bernd Buchholz die Ankündigung der Bahn.

Bis 2022 sollen zwischen Hamburg-Altona und Sylt insgesamt rund 200 Kilometer Gleise und mehr als 30 Weichen erneuert werden. Außerdem werden Bahnübergänge und die Signaltechnik sowie Brücken modernisiert. Die Gesamtkosten betragen rund 160 Millionen Euro.

von

Günter Schwarz – 23.10.2019