(Horsens) – Eine dänische Parlamentsabgeordnet veröffentlichte im Internet ihre Bezüge, die sie in ihrer Funktion als Volksvertreterin bezieht und löst damit eine Debatte in der Bevölkerung aus. Christiansborg, der Sitz des Folketings, sollte kein „geschlossener Verein sein“, glaubt eine neu gewählte Parlamentspolitikerin. „Ich habe so etwas noch nie gesehen. Normalerweise kostet es in der Werbung viel Geld, um die gleiche Aufmerksamkeit zu erregen“, sagt sie.

Die Folketing-Politikerin Mona Juul (Kristendemokraterne) ist überwältigt von der Reaktion auf einen LinkedIn-Beitrag, in dem sie ihren Gehaltsscheck teilt. Die Veröffentlichung, die vor ungefähr einer Woche ins Netz gestellt wurde, hat bisher über 980.000 Menschen erreicht.

„Mit dem Posting wollte ich Transparenz schaffen und zeigen, was unsere Politiker an Bezügen erhalten. Ich werde oft nach der Vergütung als Abgeordnete gefragt, weil viele Leute wissen, dass ich vorher Direktorin eines Unternehmens war und ein höheres Gehalt erhalten habe“, sagt Mona Juul.

Schwarz auf Weiß. Mona Juuls Gehaltsscheck als Parlamentspolitikerin hat eine Debatte entfacht.

Mona Juuls monatliches Bruttogehalt als Abgeordnete beträgt brutto 56.741 Kronen (7.595,59 Euro), wovon sie 33.604 Kronen (4.498,37 Euro) ausbezahlt erhält. Der Post auf LinkedIn hat viele Internetnutzer erreicht, und die Meinungen über die Bezahlung von Abgeordneten werden nicht überraschend geteilt.

„Einige denken, ich bekomme zu wenig, während andere wiederum denken, ich bekomme zu viel. Ich bin zufrieden mit dem Gehalt, das ich bekomme. Ich beschwere mich nicht, aber es liegt definitiv nicht an dem Gehalt, das ich in die Politik gegangen bin“, erzählt sie.

Mona Juul war Direktorin der Werbeagentur Envision, bevor sie ins Parlament gewählt wurde.

Die 52-jährige Mona Juul wurde bei den Wahlen im Juni ins Parlament gewählt und berichtet seitdem freimütig von ihrem neuen Leben in Christiansborg. Laut Mona Juul gibt es mehrere Gründe für das große Interesse an ihrer Bezahlung. „Ich denke, es geht darum, hinter die Kulissen zu blicken, wodurch es persönlicher wird.

Die Vergütung der gewählten Volksvertreter ist relativ hoch, auch wenn es einige dumme Vorfälle in der Vergangenheit gegeben hat“, sagt sie und fährt fort: „Es ist der Sinn für Gerechtigkeit, der dabei eine Rolle spielt. Vermutlich geht es auch darum, dass über Löhne normalerweise nicht viel gesprochen wird.“

„An unserem Gehalt ist nichts verborgen“, sagt Lars Boje Mathiesen, der wie Mona Juul in diesem Jahr am Grundlovsdag (Tag der Verfassung), dem 5. Juni, in das Parlament gewählt wurde.

Die Debatte um ihr Gehalt wird weitgehend konstruktiv geführt. „Christiansborg wird oft als ein ,geschlossener Club‘ betrachtet, und dort versuche ich, mich ein wenig zu öffnen. Ich finde es positiv, dass man über die Politiker und ihre Politik sprechen kann. Wenn ich damit nur eine Person für Politik interessieren kann, dann bin ich glücklich“, sagt sie.

Es wäre problematisch, wenn die Bürger nicht nachvollziehen können, was die Parlamentspolitiker verdienen, sagt Lars Boje Mathiesen (Nye Borgerlige / Neue Bürgerliche [nationalkonservativ]), der ebenfalls im Juni in das Parlament gewählt wurde. „An unserem Gehalt ist nichts verborgen. Wir bekommen nichts unter dem Tisch oder Zusatzzahlungen, die nicht jeder einsehen kann“, berichtet er.

Es fällt ihm jedoch schwer anzuerkennen, dass es in Bezug auf die Vergütung der Politiker noch keine vollständige Transparenz gibt. „Es ist nicht gerade eine Eilmeldung, die es zu veröffentlichen verdient, denn man kann einfach auf die Website des Parlaments gehen, und dann ist die gesamte Vergütung da ersichtlich“, sagt Lars Boje Mathiesen.

Mona Juul lebt mit ihrem Freund Carsten und dem Hund Victor in der Hafenstadt Horsens an der Ostküste Jyllands (Jütlands).

von

Günter Schwarz – 28.10.2019