(Santiago de Chile / Stockholm) – Chile hat gestern die Ausrichtung der Weltklimakonferenz im Dezember überraschend abgesagt. Tausende Vertreter von NGOs und Regierungen in aller Welt traf die Nachricht wie ein Blitz, und ebenso unerwartet kam diese Entscheidung für Klimaaktivistin Greta Thunberg, die sich bereits auf den Weg nach Chile gemacht hatte. Auf Twitter äußert sie sich nun zu ihren Plänen.

Auch die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg ist von der Erklärung Chiles überrascht worden, die nächste Weltklimakonferenz, die vom 2. bis zum 13. Dezember stattfinden sollte, doch nicht auszurichten. Sie habe sich schon auf den Weg durch den nordamerikanischen Kontinent in Richtung Santiago de Chile gemacht, doch nun müsse sie schauen, wie es weitergehe, schrieb die 16-Jährige am späten Mittwochabend auf Twitter. Sie werde jetzt abwarten, bis sie weitere Informationen habe.

Eigentlich wollte die junge Schwedin zur UN-Klimakonferenz COP25 in die chilenische Hauptstadt reisen. Die Konferenz war neben dem UN-Klimagipfel in New York im September einer der beiden Hauptgründe gewesen, weshalb sie sich im August per Hochsee-Rennjacht über den Atlantik segeln ließ.

Chile hatte die Ausrichtung der Konferenz rund 5 Wochen vor dem geplanten Beginn und auch des Asien-Pazifik-Gipfels (Apec-Gipfel) am 16. und 17. November am gestrigen Mittwoch abgesagt. Staatschef Sebastián Piñera begründete dies mit den anhaltenden Unruhen in seinem Land. Jetzt wird nach einer Alternative gesucht.

In Chile kommt es seit gut zwei Wochen zu regierungskritischen Massenprotesten, die oft in Gewalt umschlagen. Auslöser war eine geplante relativ geringe Erhöhung der Nahverkehrspreise, doch schon bald machten die Chilenen auch ihrem Ärger über niedrige Löhne und hohe Lebenshaltungskosten Luft. Die Regierung müsse sich vorwiegend der Befriedung und der Ausarbeitung von Reformen widmen, die den Forderungen der Protestwelle gerecht würden. In Gedanken sei sie bei den Menschen in Chile, schrieb Thunberg dazu.

Die jährlichen Klimagipfel dienen dazu, die Umsetzung des Pariser Klimaabkommens voranzutreiben, das von 197 Vertragsparteien am 12. Dezember 2015 nach der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen mit dem Ziel des Klimaschutzes in Nachfolge des Kyoto-Protokolls vereinbart wurde.

Vergangenes Jahr waren im polnischen Kattowitz mehr als 20.000 Teilnehmer angereist. Auch im vorigen Jahr wurde Greta Thunberg zu der Konferenz eingeladen und hielt dort eine viel beachtete Rede vor den Delegierten.

Nach der Absage der Weltklimakonferenz in Chile fordert der Grünen-Umweltpolitiker Oliver Krischer, dass Deutschland mit seinem UN-Standort Bonn kurzfristig einspringt. Der internationale Klimaprozess dürfe nicht ins Stocken geraten, erklärte der Bundestagsabgeordnete. „Deutschland hat mit der UN-Stadt Bonn alle Voraussetzungen, die Klimakonferenz auch unter diesen schwierigen Bedingungen zum Erfolg werden zu lassen.“ Für die Bundesregierung wäre es die Chance, „nach Jahren der Stagnation und des Rückschritts der deutschen Klimapolitik mal wieder ein Zeichen zu setzen“.

Auch die Landesregierung in Nordrhein-Westfalen hat erklärt, Bonn stehe als Tagungsort bereit. Ein NRW-Regierungssprecher sagte: „Der UN-Standort Bonn würde dafür über beste Vorerfahrungen verfügen.“

von

Günter Schwarz – 31.10.2019