Sogar Wissenschaftler sehen sich herausgefordert, zu untersuchen, warum die Dänen die amerikanische Tradition von Halloween übernommen haben.

Dieses Jahr haben die Supermärkte deutlich mehr Kürbisse verkauft als 2018, und der Umsatz mit Halloween-Süßigkeiten ist im Vergleich zum Vorjahr schätzungsweise um bis zu 70 Prozent gestiegen.

Jeder fünfte Däne schmückt sich zu Halloween, und mehr als eine von vier Familien des Landes mit Kindern ist bereit, auf die Straße zu gehen und in gruseliger Kleidung nach „Slik eller Ballade“ (Süßes oder Saures) zu fordern.

Eine „Coop“ Analyse hat eine kleine Umfrage zum Konsum und den Gewohnheiten der Dänen durchgeführt, die in der Kirche und nach dänischer Tradition „Allehelgensaften“ (Allerheiligenabend) genannt wird. Es ist ein Abend, den die gewöhnlichen Dänen zuvor so gut wie gar nicht bemerkt haben, da Allerheiligen ein Feiertag in der Katholischen Kirche ist, die in Dänemark nahezu bedeutungslos ist.

Aber unter seinem englischen Namen Halloween und in einer Hülle aus Vampiren, Monstern, Kürbissen und Süßigkeiten mit unheimlichen Motiven ist der Abend inzwischen auch in Dänemark zu einem großen Familien- und Volksfest geworden. Es entwickelt sich zunehmend zu einem traditionellen Fest, bei dem es darum geht, Familien mit Kindern in Kontakt zu bringen, das nur von Weihnachten übertroffen wird und das mit Ostern den zweiten Platz einnimmt.

„Halloween ist rasant gewachsen, seitdem die Tradition in den 1990er Jahren nach Dänemark kam und es noch keine natürliche Begründung hatte. Die Popularität ist auf mehrere Ursachen zurückzuführen. In erster Linie, dass es nicht nur Kinder, sondern auch Jugendliche, Eltern und viele andere anspricht“, sagt Lars Aarup, Leiter der „Coop“ Analyse, der hinter Lebensmittelmärkten wie „Brugsen“ und „Fakta“ steht, dem „Kristeligt Dagblad“.

Er wird von Caroline Nyvang, einer Historikerin der Dansk Folkemindesamling (Dänischen Volksgedenksammlung) von der Det Kongelige Bibliotek (Königliche Bibliothek), unterstützt. Sie sieht Halloween als eine Tradition an, die erhalten bleibt, obwohl sie den Generationen unbekannt ist, deren Kindheit vor der Jahrtausendwende lag.

„Tatsächlich kennen wir die dänische Halloween-Tradition traditionell nicht sehr gut, weil sie so neu ist und so schnell gekommen ist. Aus diesem Grund haben wir gerade diese Studie gestartet, in der wir systematisch Informationen über die Hallowein-Bräuche in verschiedenen Teilen des Landes und bei Menschen unterschiedlichen Alters sammeln werden“, erzählt sie der Zeitung.

„Unsere Hypothese ist, dass Halloween ein Feiertag mit einem großen Generationsunterschied ist. Es sind oft die Kinder, die im Kindergarten Halloween gefeiert und dann ihren Eltern die Bräuche beigebracht haben. Viele in der älteren Generation sehen Halloween als kommerziellen, amerikanischen Brauch an, der fremd zu sein scheint, weil wir Erwachsenen ihn aus unserer eigenen Kindheit nicht kennen“, sagt die Volkserinnerungsforscherin dem „Kristeligt Dagblad“.

von

Günter Schwarz – 31.10.2019