(Ballerup) – Der Künstler Erik Hagens von der Insel Møn steht hinter einem Gemälde in der Skovlunde-Kirke, das nicht nur in der Kirchengemeinde großes Aufsehen erregt hat. Das Bild ist politisch, heißt es.

Ein neues Gemälde in der Skovlunde-Kirke in Ballerup, einem Vorort der dänischen Hauptstadt København, zeigt die reiche Frau, die einen dunklen, armen Lazarus ablehnt, indem sie ihn über einen Zaun tritt.

Der dänische Künstler, Erik Hagens, von der Insel Møn ließ sich vom der ehemaligen Außen- und Integrationsministerin Inger Støjberg (Venstre / Rechtsliberale Partei) inspirieren – und jetzt hat sein Gemälde eine große Debatte darüber ausgelöst, ob Politik und Religion auf diese Weise vermischt werden sollten.

Persönlich versteht Erik Hagen nicht alles, was das mit seiner Arbeit in der Kirche von Skovlunde zu tun haben soll. „In den Gemälden der Kirche von Skovlunde gibt es viele andere provokante Szenen. Provokativ – wenn man es so sehen will. Und es war Jesus selbst, der Kritik an der Gesellschaft seiner Zeit geübt hat“, sagt Erik Hagens.

Erik Hagens selbst glaubt nicht, dass er Inger Støjberg direkt gemalt hat – er wurde nur durch sie inspiriert. „Das Gemälde zeigt ein junges Mädchen, das einen Schwarzen von der Haustür des Einfamilienhauses wegstößt, und die Familie steht hinten und schaut zu, ohne einzugreifen, was ziemlich ähnlich ist, wie wir Dänen vor ein paar Jahren es einer Integrationsministerin erlaubt haben, sich so zu benehmen“, sagt Erik Hagens.

Es ist der dänische Maler Erik Hagens, der hinter dem Gemälde steht, inspiriert durch Ex-Integrationsministerin Inger Støjberg (Venstre / Rechtsliberale Partei).

„Aber das überschreitet die Grenze“, sagt Lisbeth Andersen, die mehrere Bücher über moderne dänische Kirchenkunst geschrieben hat und fügt hinzu: „In einer Kirche sollte man keine Individuen ausstellen, und ich denke auch nicht, dass man gesellschaftskritische Kunst in die Kirche ausstellen sollte, weil dies bedeutet, dass es einige Gläubige geben wird, die nicht mehr kommen wollen und sich gescholten fühlen.“

Das Problem ist nicht Erik Hagens‘ Präsentation der biblischen Erzählung, sondern dass er in der Zeitung „Kristeligt Dagblad“ gesagt hat, dass das Bild direkt von Venstres neuet Vizepräsidentin inspiriert wurde. „Als Politiker muss man in der Lage sein, von jedem ein wenig auszuhalten, und das kann ich auch. Aber ich würde sagen, dass ich denke, dass die Kirche frei von Politik sein sollte“, sagt Inger Støjberg dazu.

Laut Inger Støjberg muss die Kirche von der Politik freigehalten werden.

Laut Lisbeth Andersen ist es nicht das Gemälde selbst, das das Problem darstellt, sondern vielmehr, dass das Gemälde nun mit einer bestimmten öffentlichen Person in Verbindung gebracht werden kann.
„Wenn das Gemälde in einer Kirche hängt, die Kirchenkunst darbietet, die Jahr für Jahr von den Kirchebesuchern gesehen wird, ist es bedauerlich, dass der Künstler selbst zum Ausdruck gebracht hat, dass es sich dabei um die Person handelt, an die er gedacht hat“, sagt Lisbeth Andersen.

Lisbeth Andersen, die mehrere Bücher über moderne Kirchenkunst verfasst hat, glaubt nicht, dass Kunst über Parteipolitik in dänische Kirchen gehört.

Alle Diskussionen rund um das Gemälde und seine Symbolik haben den Bischof von Helsingør Stift veranlasst, in die Angelegenheit einzugreifen. Der Bischof hat nun den Kirchenrat in der Skovlunde-Kirche gebeten, darüber zu entscheiden, ob das 2×2-Meter-Kunstwerk hängen gelassen werden soll.

Erik Hagens freut sich, dass seine Kunst eine ansonsten verschlafene dänische Volkskirche zum Leben erweckt hat.

Erik Hagens ist mit der Aufmerksamkeit, die seine Kunst erregt hat, durchaus zufrieden. „Es ist schade für die Kirche, wenn sie ein solches Bild entfernt. Ich denke, es gibt eine gewisse Psychologie auf dem Bild, und nur, dass sie sich des Bildes so bewusst geworden sind, wie sie es jetzt sind – es ist nur gut – auf diese Weise haben sie wieder etwas Leben in eine ansonsten verschlafene dänische Volkskirche gebracht“, meint er zu all der Aufregung in der Öffentlichkeit.

von

Günter Schwarz – 07.11.2019