
Ein Quadratmeter Berliner Mauer – jetzt ist sie ausgestellt
(Horsens) – Ein Künstlerpaar aus Horsens feiert den 30. Jahrestag des Mauerfalls mit der Ausstellung von selbst gesammelten Mauerstücken. Es ist fast ein Zufall, dass das, was das Künstlerpaar Gerda Louise und Frank Buchgraitzs als das weltweit größte Stück der Berliner Mauer in Privatbesitz bezeichnet, bei ihnen landete.
„Zum Jahreswechsel 1989/1990 hatten wir kurz nach dem Mauerfall am 09. November 1989 eigentlich nach Österreich fahren wollen, aber als es dort zu der Zeit nicht wirklich Schnee gab, beschlossen wir in letzter Minute, nach Berlin zu fahren.
So feierte das Paar feierte zusammen mit rund 400.000 anderen Menschen erstmals aus Ost und West zusammen das neue Jahr vor dem Brandenburger Tor. „Es war eine absolut erstaunliche Erfahrung, inmitten wichtiger historischer Ereignisse zu stehen und sie zu fühlen“, sagt Frank Buchgraitz.

Das Ergebnis der Reise war unter anderem das, was das Künstlerpaar als das weltweit größte Stück Berliner Mauer in Privatbesitz bezeichnet. Es ist ungefähr einen Quadratmeter groß. „Obwohl Grenzschutzbeamte zunächst Probleme verursachten und nicht wollten, dass wir das Stück Mauer mitnehmen wollten, halfen sie letztlich doch, das große Stück in unser Auto zu bekommen, als sie von uns hörten, wofür es verwendet werden sollte“, sagt Frank Buchgraitz.
Die Stücke der Berliner Mauer, die das Paar insgesamt hat einsammeln können, sind jetzt anlässlich des 30. Jahrestages des Mauerfalls in der Galerie des Ehepaares in Horsens ausgestellt. „Wir wollen, dass hier im Jubiläumsjahr die Berliner Mauer in Form einer Skulpturenserie wieder entsteht, bei der die eingelagerten Steine Teil einer neuer Zeitreise sind.
„Es sollte den Geist zu dem historischen Kontext vor 30 Jahren führen, zu dem sie gehören“, sagt Frank Buchgraitz.
Nach dem Silvesterabend 1989/1990 des Paares in Berlin entstand die Idee der beiden Künstler, weitere Teile der symbolischen Mauer zu holen und so am 9. November 1990 mit einer Kunstausstellung in Odense am 1. Jubiläumtag zu begehen. „Mit der Ausstellung wollten wir die Gefühle und Gedanken der Geschichte und den Fall der Berliner Mauer in allen Facetten zum Ausdruck bringen“, sagt Frank Buchgraitz.

Das Ehepaar kehrte im Februar 1990 nach Berlin zurück, wo die Absicht bestand, Mauersteine für eine spätere Ausstellung zu brechen, zu der Gerda Louise und Frank Buchgraitz eine Reihe talentierter Künstler einluden, von denen jeder mit einem Berliner Mauerstein für seine Arbeit belohnt wurde. Das Ehepaar hatte für das Projekt eine finanzielle Unterstützung von 20.000 Kronen (2.680 Euro) von der Kommune Odense und dem Fyns Kunstmuseum (Kunstmuseum Fünen) erhalten.
Am ersten Tag in Berlin erkundete das Paar an der Mauer entlang, wo die sogenannten „Bricklists“ am frühen Morgen kleine Stücke für den Tourismusverkauf herausbrachen. „Sobald die äußersten glatten Schichten an der Mauer verschwunden waren, sind die ,Bricklists‘ früh am Morgen aufgetaucht, um die nackten Stellen mit neuen Farben zu bemalen, da es die besten Verkaufspreise bei farbigen Mauersteinen gab. Aber sie sahen nicht gut aus“, sagt Frank Buchgraitz.
Schließlich wurden ihre Mühen belohnt, und sie fanden noch genügend originale Mauerstücke für eine Kunstausstellung in Odense. Nach mehreren Tagen des Einsammelns von Mauersteinen teilweise in Hinterhöfen und an versteckten Orten sowie mit wechselnden Problemen mit Grenzbeamten, die sie zuerst verjagten – und ihnen später halfen, hatte das Paar endlich genug Berliner Mauerstücke zusammen, um die Kunstwerke und die Ausstellung „Fragmente der Berliner Mauer“ aus Berlin zu realisieren und diese in Fyns Kunstmuseum zum 1. Jahrestag des Mauerfalls im Jahr 1990 zu präsentieren.
Die Ausstellung in Horsens kann Samstag und Sonntag, den 9. und 10. November, von 11:00 bis 17:00 Uhr besucht werden. Und nochmals geöffnet wird sie am Samstag und Sonntag, dem 16. und 17. Novevember , von 11:00 bis 17:00 Uhr.
von
Günter Schwarz – 09.11.2019