Grabstein auf dem jüdischen Friedhof in Aalborg geschändet
(Aalborg) – Am Samstag, es war 81 Jahre her, dass im damaligen Deutschen Reich die von der Nazi-Partei initiierte „Reichskristallnacht“ stattfand, in der jüdische Geschäfte geplündert, Synagogen niedergebrannt und in der Nacht allein rund 800 deutsche Mitbürger jüdischen Glaubens umgebracht wurden.
In der Folge wurden Juden verfolgt, vom öffentlichen weitgehend ausgeschlossen und schließlich den Konzentratiomslagern zur Vernichtung zugeführt. Doch auch in mehreren Teilen des ab dem 9. April 1940 besetzten Landes Dänemark gab es Nazis, die ihren deutschen „Vorbildern“ nacheiferten und Juden schikanierten.
Jetzt wurde am 81.
Jahrestag der Reichsprogromnacht bzw. der „Reichskristallnacht“,
wie sie im Nazi-Jargon“ genannt wird, ein Grabstein an der Ecke des
jüdischen Friedhofs in Aalborg wurde mit den Buchstaben „JUDE“
besprüht.
Der jüdische Friedhof in Aalborg befindet sich an
der Ecke Hasserisgade und Sankt Jørgens Gade in Aalborg, und auf dem
alten Grabstein sind hebräische Buchstaben eingraviert. Über die
eingravierten Buchstaben haben nun eine oder mehrere unbekannte
Personen das Wort „Jude“ – das deutsche Wort für das
Dänische „Jøde“ – in großen schwarzen Buchstaben
geschrieben.
Am Samstag war es
exakt 81 Jahre her, dass die Progromnacht stattfand. Ee war für die
jüdeische Bevölkerung in Deutschland ein schicksalhaftes Ereignis
am 9. November 1938, als die deutschen Nazis eine Nacht der Gewalt
gegen Juden in ganz Deutschland begannen – wobei die Polizei bei
Gewalttaten und die Feuerwehr bei Bränden sich „dezent“
zurückhielten und den Bedrängten keinerlei Hilfe oder Beistand
zuteil werden ließ.
Nordjyllands Politi (Nordjütlands
Polizei) hat den Verdacht, dass die Zerstörung des Steins auf dem
jüdischen Friedhof in diesem geistigen Zusammenhang stattgefunden
hat. „Wir sind uns ziemlich sicher, dass es in letzter Zeit in
Verbindung mit der Nacht passiert ist. Wir wissen aber nicht, wer
dahintersteckt“, sagt Henrik Bech, Polizeichef der Nordjyllands
Politi.
Am Samstag, dem
Jahrestag der Progromnacht, ging auch bei der Østjyllands Politi
(Ostjütland Polizei) die Meldung ein, dass der jüdische Friedhof in
Randers dem Vandalismus ausgesetzt war. Hier wurden 84 Grabsteine auf
dem Østre-Friedhof mit grünem Graffiti bemalt und einige wurden
umgeworfen.
„Es ist schrecklich und etwas, von dem wir weit
entfernt sind“, sagt Thue De La Cour, Besucherführer auf dem
Nordre und Østre-Friedhof in Randers.
Die Schändung der
Grabstätten waren jedoch nicht der einzige Fall im Land, bei dem
Juden daran erinnert wurden, dass es 81 Jahre her ist, seit am
Samstag die Reichsprogromnacht stattgefunden hat. Am Samstagmorgen
fand eine jüdische Familie in Silkeborg einen Aufkleber auf ihrem
Briefkasten, auf dem der jüdische Stern abgebildet war. Der Stern
ähnelte dem, mit dem die Nazis 1941 jüdische Bürger zwangen,
diesen sichtbar zu tragen, damit sie als Juden erkannt werden
konnten.
„Die jüdische Gemeinde in Dänemark nimmt die
antisemitischen Ereignisse dieses Wochenendes ernsthaft unter die
Lupe – wie die Grabsteinschändung in Aalborg, der Vandalismus
gegen jüdische Gräber in Randers und Belästigung der Familie in
Silkeborg.
Dass so etwas ausgerechnet am 81. Jahrestag der Progromnacht passiert, ist zutiefst beleidigend und beunruhigend, schreibt die Jüdische Gesellschaft über die Ereignisse auf Facebook.
von
Günter Schwarz – 11.11.2019