Im vergangenen Monat ist das neue Buch „Anne Marie die Schönheit“ der französischen Schriftstellerin Yasmina Reza erschienen, in dem eine alternde Schauspielerin eine etwas ernüchternde Lebensbilanz zieht, welche den älteren Semestern sicherlich in einigen Passagen bekannt vorkommen wird. Wie auch in Dostoyewskis „Aufzeichnungen aus dem Kellerloch“ zeichnet Rezas Protagonistin keinen glänzenden Lebenslauf, wenngleich Dostojewskis Figur dabei ungleich verbitterter wirkt. Anne Marie ist feiner gezeichnet und drängt eher auf all jene verpassten Chancen, die wir wohl alle ab einem gewissen Alter mit uns herumtragen. Neben der Lebensbilanz wird man auch irgendwann beginnen, sich mit seiner Endlichkeit und dem Ableben zu beschäftigen. 

Oftmals liest man in Todesanzeigen und Nachrufen: „starb im Kreise seiner Lieben“, oder Familie. Wohl dem, dem dieses gelingt. Nur allzu oft hört man von Menschen, die sehr einsam sterben, jahrelang leise vor sich hin mumifizieren und dann von einem entsetzten Schlüsseldienst entdeckt werden. Bei einem nicht ganz runden Lebenslauf wäre dieses kein besonders erstrebenswerter Abschluss. 

Während der Tod bis vor wenigen Jahrzehnten tatsächlich noch in den Kreis der Familie gehörte, so tragen wir ihn heute vor die Tür. Wir überlassen unsere Sterbenden den Krankenhäusern, Hospizen und Altenheimen. Kaum jemand wird also tatsächlich „im Kreise“ die Hand seines Partners oder eines der Kinder halten, wenn man diese Welt verlässt. 

Der Tod gehört zum Leben dazu. Wie viele andere Facetten wäre es wünschenswert, dieses Lebensevent nicht allein beschreiten zu müssen. 

Wie Bulgakow es so treffend in seinem Roman „Meister und Margarita“ beschreibt: „Es ist nicht das Problem, dass der Mensch sterblich ist. Das Problem ist, dass der Mensch bisweilen sehr unerwartet stirbt“