(Aalborg) – Den örtlichen Projektträgern wurde gerade eine Baugenehmigung für eine 49 Meter lange Brücke aus zwei alten Windturbinenschaufeln erteilt. Die Brücke soll eine kleine Insel im Limfjord am Lindholm Strandpark in Aalborg zu Festland werden.

Seit einigen Jahren planen eine Handvoll Leute eine Brücke zwischen dem Festland und einer kleinen Insel im Lindholm Strandpark. Jetzt werden die Pläne mit zwei stillgelegten Windenergieanlagenblättern realisiert.

„Natürlich ist es verrückt, denn es ist unseres Wissens nach das erste Mal auf der Welt, dass Windturbinenschaufeln für Brückenkonstruktionen verwendet werden“, sagt Keld Poulsen, einer der Initiatoren.

Die Brücke wird 49 Meter lang und drei Meter hoch sein. Die einander zugewandten Flügel werden nebeneinander gelegt. An jedem Ende der Brücke wird im Inneren des Flügels eine kleine Umkleidekabine eingebaut.

Das Ganze wird mit Geldern der Dänischen Energieagentur bezahlt, und sie hat aus ihrem Umweltprogramm etwas mehr als 1.400.000 Kronen (187 Tsd. Euro) gespendet, während der Obelian Family Fond weitere 650.000 Kronen (87 Tsd. Euro) gespendet hat.

„Eines unserer Ziele ist es, die Insel in den Park einzubeziehen, der heute schon von vielen Spaziergängern genutzt wird. Und dieses Projekt ist einzigartig“, sagt Jan Ole Mortensen, einer der Initiatoren.

Hier sieht man das Funktionsspektrum der umgebauten Windturbinenschaufeln.

Die Firma „Siemens Gamesa“ in Aalborg hat die beiden Turbinenschaufeln für das Projekt gespendet, denn die Windturbinenindustrie steht vor der ökologischen Herausforderung, dass Tausende älterer Windturbinen in den kommenden Jahren ersetzt und verschrottet werden müssen.

Der größte Teil der Windenergieanlagen kann recycelt werden, die Glasfasern in den Rotorblättern der Windenergieanlage jedoch noch nicht. Heute wird es beim Verschrotten der Flügelblätter zerkleinert und in Beton eingemischt. „Siemens Gamesa“ möchte daher Teil eines Nachhaltigkeitsprojekts sein, bei dem die Mühlenblätter weiterverwendet werden.

„Nun, die Flügel waren seit 25 Jahren in der Mühle im Einsatz, und ich finde es großartig, dass sie 25 Jahre, 50 Jahre oder länger als Brücke oder so etwas verwendet werden können“, sagt David Pedersen, Senior Projektleiter bei „Siemens Gamesa“.

Laut „Siemens Gamesa“ arbeitet die Windturbinenindustrie an der Entwicklung von Turbinenschaufeln, von denen sie die Glasfasern „wieder einschmelzen“ und beim Bau von Turbinenschaufeln wieder verwenden können. Diese Technologie gibt es aber noch nicht.

David Pedersen sieht daher großartige Perspektiven für den Spazierweg im Lindholm Søpark, wo man die Tragfähigkeit der Flügel nutzen wird können.

„Ich hoffe, dass dieses das Beispiel ist, das viele Architekten auf der ganzen Welt sagen lässt: „Oh, hier ist etwas, das wir verwenden können.“ Vielleicht können sie sogar Dachkonstruktionen aus Mühlenblättern herstellen. Man kann sich vieles vorstellen“, sagt David Pedersen.

Die Initiatoren glauben, dass die Brücke eine Initialzündung sein wird, weil sie so besonders ist. Sie selbst beschreiben es als Skulptur.

Die Kommune Aalborg hat gerade eine Baugenehmigung erteilt, und die Planer hoffen, dass sie mit dem Bau im kommenden Frühjahr beginnen können.

„Wir können eine nachhaltige Konstruktion herstellen, bei der wir etwas verwenden, das ansonsten sehr schwer zu beseitigen ist. Wir haben hier also ein Industrieprodukt, das einen viel längeren Lebenszyklus hat“, sagt Jens Ole Mortensen.

Obwohl die Initiatoren von dem Projekt begeistert sind, vertreten nicht alle Anwohner in der Umgebung diese Ansicht. Eine Brücke aus großen Mühlenblättern in der Landschaft wirkt ihnen viel zu gewalttätig, und das entspricht laut ihrer Kritik dem Abladen von Industrieabfällen in der Natur.

Morten Berntsen ist ein Nachbar vom Lindholm Strandpark und er mag die neue Brücke aus Mühlenblättern nicht. „Nach Angaben der Erbauer soll sie 49 Meter lang und drei Meter hoch werden. Ich finde das einfach zu gewalttätig“, sagt Morten Berntsen.

Auf der Lindholms Facebook-Seite halten sich diejenigen, die die Brücke für aufregend und innovativ halten, und diejenigen, die sie für zu gewalttätig und hässlich halten, die Waage. Die meisten Bürger wünschen sich eine Brücke, aber einige meinen, sie sollte kleiner und aus Holz sein, genau wie die zweite Brücke zum Naturspielplatz des Parks. Die Befürworter argumentieren, dass die finanziellen Mittel nur gespendet worden sind, weil das Projekt so bedeutend ist.

„Wenn wir uns nicht für die Windturbinenschaufeln entschieden hätten, würde es gar keine Brücke geben, denn es gibt niemanden, der uns bei der Unterstützung für eine traditionelle Brücke hilft, die Sie überall kaufen können“, sagt Keld Poulsen.

von

Günter Schwarz – 21.11.2019