(Frederiksberg) – In einer Schule in Frederiksberg bei København sind 300 Jahre alte Pestopfer unter dem Schulhof begraben. Es klingt wie eine Szene aus einem Horrorfilm. aber es ist eine Tatsache.

Als Handwerker im September unter der Schule auf dem Søernes Schulhof in Frederiksberg nach einem Leck in der Kanalisation suchen mussten, tauchte etwas Erschreckendes aus dem dunklen Schlamm auf. Bei den Arbeiten wurden nicht weniger als 10 Gräber mit Schädeln und Knochen von Kopenhagenern gefunden, die vor mehr als 300 Jahren gelebt haben, meldet Københavns Museum.

Das København Museum glaubt, dass die Gräber Teil eines größeren Pestfriedhofs sind, der sich unterhalb der Schule befindet und der 1991 zum ersten Mal entdeckt wurde. Damals wurden 54 Gräber gefunden, als man die Schule in die Søernes Skole ausbaute, die damals Niels Ebbesens Skole hieß.

Es wird angenommen, dass die vielen Gräber im Jahr 1711 angelegt wurden, als die Pest in der Wodroffsgaard am Skt. Jørgens Sø ausbrach, und der See damals wegen der Vielzahl der Toten als Begräbnisstätte zur Seuchenbekämpfung genutzt werden musste.

Der schwarze Tod, wie die Pest auch genannt wird, tötete seinerzeit ein Drittel von Københavns Bevölkerung, was bedeutete, dass innerhalb kurzer Zeit bis zu 23.000 Menschen beerdigt werden mussten.

„Jeder Leichnam hat einen eigenen Sarg. Obwohl die Kopenhagener in kurzer Zeit 23.000 Bürger verloren haben, wurden sie dennoch mit Respekt begraben“, sagt die Archäologin Stine Damsbo Winther.

Die Pestopfer wurden dann zunächst auf den Stadtfriedhöfen und anschließend auf neuen Friedhöfen innerhalb der Stadtmauern beigesetzt – oft in Gärten und auf unbebauten Grundstücken.

„Unter der Schule sind wahrscheinlich noch viel mehr Pestopfer begraben. Es wäre sonst seltsam. Wir mussten nur dort weitergraben, wo die Handwerker bereits den Abwasserkanal ausgegraben hatten“, sagt Lars Ewald Jensen, Archäologischer Direktor des København Museums.

„Obwohl sie 1711 damit reichlich beschäftigt waren, die vielen Leichen zu bestatten, wurden sie dennoch ordnungsgemäß begraben“, berichtet Stine Damsbo Winther, Archäologin an Københavns Museum, auf der Website der Københavns Bibliotekers.

Die vielen Gräber befinden sich in der Schule am See am Niels Ebbesensvej in Frederiksberg. „Es ist ein Massengrab, wie es viele davon gab, da viele Tote innerhalb kurzer Zeit beerdigt werden mussten. Aber jeder Tote ist in einem Sarg begraben – die Leute sind nicht einfach so in die Erde geworfen worden“, sagt sie.

Und die Särge sind von angemessener Qualität und bestehen typischerweise aus drei Zentimeter dicken Brettern. „Die Beerdigungen fanden in einer extremen Situation statt, und doch gab man sich die Mühe, um die Toten auf respektvolle Weise zu begraben“, sagt sie.

Sie sagt, dass 1711 große Löcher gegraben und die Särge übereinander gestapelt wurden. In den meisten Fällen in zwei Schichten, aber man fand auch Fälle, in denen die Särge in drei Schichten übereinander standen.

Wenn sie nicht behandelt wird, ist die Pest eine der tödlichsten Krankheiten. Die Mortalität durch die Beulenpest beträgt 50 Prozent, während die der Lungenpest 100 Prozent beträgt. Heutzutage kann die Pest mit Antibiotika behandelt werden, aber zu der damaligen Zeit gab es keine Heilung.

Nach Ansicht von Stine Damsbo Winther bestand beim Öffnen der Pestgräber unter dem Schulhof keine Infektionsgefahr, da die Pestbakterien nicht 300 Jahre im Boden überleben können.

BILD: Schulhof-Pesttote-c – Die Pestopfer wurden auf dem Schulhof der Schule am See gefunden.

„Heute sind nur noch Knochen von den Opfern übrig, die sogar erstaunlich gut erhalten sind“, sagt sie. Die Skelette werden im Anthropologischen Labor am Institut für Forensische Medizin untersucht. Es wird eine genauere Kenntnis des Geschlechts, des Alters, der Ernährung und des Gesundheitszustands der Toten liefern. Es wurden auch einige DNA-Proben entnommen, aus denen hervorgeht, woher die Bestatteten stammen.

Die Kinder in der Schule an dem See können jetzt auf dem Schulhof spielen, mit dem Wissen, dass sich wahrscheinlich noch viel mehr tote Pestopfer unter ihren Füßen ruhen werden.

Aber Lars Ewald Jensen glaubt nicht, dass ihnen das Angst macht. „Erwachsene sind oft mehr vom Tod betroffen als Kinder. Sie sind neugierig. Das Ergebnis gebe also durchaus Anlass, über Leben und Tod zu sprechen“, meint er.

von

Günter Schwarz – 24.11.2019