Laut Berichten eines ukrainischen Radiosenders wurde in diesem Jahr, das erste Mal seit 33 Jahren, wieder ein Weihnachtsbaum in der ukrainischen Stadt Pripyat aufgebaut. Die Stadt liegt nur wenige Kilometer vom Unglücksreaktor 4 des AKW Chernobyl entfernt, der des Nachts am 26. April 1986 explodierte und damit die schlimmste nukleare Katastrophe der Geschichte über Europa brachte.

Noch heute liegt Pripyat innerhalb einer Sperrzone, in der wegen der hohen Strahlenbelastung keine Menschen leben dürfen. Pripyat selbst steht als „Geisterstadt“ und Mahnmal einer totalen Zerstörung durch nukleare Ereignisse.

Errichtet wurde der Baum von Überlebenden der Katastrophe, die den Baum mit Fotos von ehemaligen Bewohnern der sowjetischen Stadt zeigen, sowie alten Uhren, die auf die Uhrzeit 1:23 Uhr gestellt sind. Dem Zeitpunkt, an dem Reaktor 4 in der Nacht explodierte.

Da die orthodoxe Kirche in der Ukraine und Russland feiert Weihnachten am 6. Januar. Insofern ist das Aufstellen eines Weihnachtsbaumes keinesfalls „zu spät“, wie man in unseren Regionen vermuten könnte.

Pripyat galt als moderne Vorzeigestadt des „Sowjet-Regimes“ und sollte den Arbeitern des Atomkraftwerkes und deren Familien als zuhause dienen.

Von der ukrainischen Hauptstadt Kyiv können begleitete Touren in die heute verlassene Stadt gebucht werden. Ein Angebot, welches überwiegend von internationalen Sensationstouristen genutzt wird und weniger von den Menschen, die in der Region leben und im Schattn der Katastrophe aufgewachsen sind.

Nach der Katastrophe wurden rund 350.000 Menschen aus Pripyat und der Region evakuiert und umgesiedelt. Bis heute räumen Behörden ein, dass etwa 4.000 Menschen an den Folgen der Katastrophe gestorben sind. Man vermutet, dass diese Zahl in Wahrheit deutlich höher ist, da die sowjetische Regierung, damals unter Mikail Gorbatschov, lange Zeit gar keine Opferzahlen veröffentlichte.

Es wird noch mehrere hundert Jahre dauern, bis die Region um Chernobyl wieder ohne Bedenken besiedelt werden kann, bzw. bis die Strahlungswerte in einen gesundheitlich unbedenklichen Rahmen abfallen.