(Aalborg) – Hat der Eisbär eine Persönlichkeit? Und spielt es überhaupt eine Rolle? Es ist eine Gruppe von Studenten, die versuchen, es auf etwas unkonventionelle Weise herauszufinden.

Die meisten Besucher des Aalborg Zoos genießen den Anblick der Eisbären für einen kurzen Moment, bevor sie sich den vielen anderen Tieren des Parks widmen. Aber ein paar Studenten der Universität Aalborg haben ein ganzes Semester damit verbracht, die Bären näher kennenzulernen.

Durch eine einzigartige Zusammenarbeit zwischen der Universität Aalborg und dem Zoo in Aalborg erhielten die Studenten direkten Zugang zu den Wildtieren. Für Studenten, Tierpfleger und Zoobesuchern ist dies eine großartige Gelegenheit, sie besser zu verstehen und so ihr Leben zu verbessern.

Und die Eisbären haben jeweils ihre eigene Persönlichkeit. So schließt eine Gruppe von Biologiestudenten der AAU ihre Beobachtuungen ab, nachdem sie ihr fünftes Semester mit dem Studium der Eisbären im Zoo verbracht haben: „Sie haben jeweils eine eigene Persönlichkeit – ja, und es ist wichtig zu wissen, wie man sie stimuliert“, sagt Anika Gottschalk

Gemeinsam mit drei Kommilitonen hat sie das Verhalten von Eisbären untersucht. Sie hatten u. a. bemerkt, dass sich Eisbären nicht von der Menschenmenge beeinflussen lassen, sondern sie reagieren, wenn ein Hund vorbeikommt. „Wir durften viele kleine Kameras in die Anlage der Eisbären stellen, damit wir sehen konnten, wie sie auf die Dinge reagierten, die wir ihnen zugeworfen hatten und die nach Hund rochen.

Wir haben stundenlanges Filmmaterial gesehen und es ist klar, dass die beiden Eisbären, denen wir folgten, unterschiedlich auf den Hundegeruch reagieren“, erklärt Anika Gottschalk. Einer wurde in seinen Bewegungen repetitiver, während der andere Eisbär ruhiger wurde. „Wir interpretieren dieses als ein Zeichen dafür, dass sich etwas, mit dem er gespielt hat, ihn besser entspannt“, sagt Anika Gottschalk.

Unterstützt wurde sie von dem ständigen Tierpfleger der Eisbären, Frank Thomsen, der sich sehr über die jungen Studenten und seine Zusammenarbeit mit ihnen freute. „Eisbären sind extrem schlau, und es ist so wichtig, auf ihre individuelle Persönlichkeit einzugehen. Was in diesem Fall nach Inaktivität aussieht, ist ein Zeichen dafür, dass der Bär zur Ruhe kommen kann“, sagt er.

Neben Anika Gottschalk und ihrer Gruppe hatten in diesem Herbst weitere Biologiestudenten des fünften Semesters der Universität Aalborg ihre Basis im Aalborg Zoo. Sie studierten das Verhalten der Tiere und neben dem offensichtlichen Vorteil, die Tiere direkt vor der „Haustür“ zu haben, haben sie auch mit dem Publikum im Dialog gestanden. „Schon dieser Teil der Zusammenarbeit war ein hervorragendes Element“, betont Michael Toft Overgaard, Leiter des Fachbereichs Chemie und Biowissenschaften an der Universität Aalborg.

„Zusätzlich zu der einzigartigen Gelegenheit, mit talentierten Forschern und Mitarbeitern des Aalborg Zoos zusammenzuarbeiten, hatten die Studenten eine fantastische Gelegenheit, die Verbreitung ihrer Forschung so zu trainieren, dass sie für alle verständlich ist. Gleichzeitig haben sie mit ihren Projekten alle Erwartungen übertroffen, so dass es definitiv ein Programm für zukünftige Biologiestudenten ist“, erklärt er.

Obwohl Tierpfleger Frank Thomsen, der ein erfahrener Tierpfleger ist, weiß, dass ein Eisbär eine Persönlichkeit hat, hat auch er viel von der Arbeit mit den Studenten hinzugelernt. „Das Gesamtbild hat uns Tierpflegern Ideen für neue Dinge gegeben, die wir tun können, um die Tiere zu stimulieren. Überraschenderweise glauben viele Menschen nicht, dass die Bären auf dieser Ebene ein Bewusstsein haben. Mit dem Fokus auf die Tiere machen uns Studenten nicht nur schlauer, sondern tragen auch dazu bei, das Bewusstsein für Tierschutz und die Botschaft zu verbreiten, dass sie viel mehr als nur Unterhaltung sind“, sagt er.

Sein Chef, der Direktor des Aalborg Zoos, stimmt ihm zu. „Aufgrund der Erfahrungen aus diesem ersten Kurs können wir die Interaktion zwischen den Tieren und unseren Gästen weiter verbessern, so dass die Besucher des Zoos einen direkten Einblick in die Methoden und Ergebnisse der Feldforschung erhalten. Mit den Studenten, die im Zoo arbeiten, verschmelzen Erfahrungen und Wissen, und wir freuen uns auf eine noch intensivere Zusammenarbeit“, sagt Henrik Vesterskov Johansen.

von

Günter Schwarz – 30.12.2019