Während immer mehr deutsche Lkw mit grünem Kraftstoff unterwegs sind, beneiden die Spediteure in Padborg ihre Konkurrenten südlich der Grenze. Sie haben etwas, das die Dänen im Land nicht haben: niedrige Steuern auf Biodiesel.

Steuern auf Biokraftstoffe müssen sinken! So klar ist die Botschaft an die Politiker in Christiansborg von den Spediteuren in Padborg. Sie sind besorgt darüber, dass sie von grünen deutschen und schwedischen Lastwagen überholt werden, die von niedrigen Steuern auf grünen Diesel profitieren.

Sowohl Erdgas als auch Biodiesel unterliegen in den beiden Nachbarländern erheblich niedrigeren Steuern als in Dänemark, sagt Jesper Schimann Hansen, Geschäftsführer des Padborg Transportcenters.

„Südlich der Grenze haben deutsche Politiker beschlossen, die Steuern auf Erdgas und Biokraftstoff für Lastkraftwagen auf ein Drittel der dänischen Steuern zu senken. Gleichzeitig erhalten deutsche Verkehrsunternehmer Zuschüsse für Lkw, die mit Gas fahren können, und sie vermeiden vorerst auch den größten Teil der deutschen Maut auf Fernstraßen. Diese Politik habe einen raschen Übergang zu umweltfreundlicher Verkehrstechnik in Deutschland eingeleitet“, sagt Jesper Schimann Hansen.

Das dänische Finanzministerium lehnt ab und legt in Dänemark den grünen Umbau der großen Lkw auf Eis. Die Ursache sind die dänischen Steuern, erklärt der Direktor des Padborg Transportcenters „Wir zahlen dem Staat mehr Steuern für das Fahren von 100 Kilometern in einem mit grünem Biogas betriebenen LKW als für das Fahren von 100 Kilometern in einem Diesel-LKW, der die Umwelt um ein Vielfaches belastet“, sagt Jesper Schimann Hansen.

Der regionale Fernsehsender TV SYD hat das Finanzministerium um eine Erklärung gebeten. Dieses leugnet jedoch, dass es einen Unterschied in der Steuer auf Diesel und Biokraftstoff gibt. In einer Antwort an den Klima-, Energie- und Versorgungsausschuss des dänischen Parlaments sagte der Finanzminister Morten Bødskov (Socialdemokraterne): „Die Höhe der Besteuerung der Energiesteuern für Biogas, Erdgas, Diesel und Biodiesel für den Verkehr richtet sich nach dem Energiegehalt der Kraftstoffe, so dass der Steuersatz pro Jahr gleich ist. GJ (Gigajoule ed.) ist ein Anreiz für die Wahl der energieeffizientesten Verkehrsträger“, sagte der Minister in seiner Antwort an den Ausschuss.

Entsprechend verbrauchen LKWs laut Ministerium beim Fahren mit Biogas mehr Kraftstoff als beim Fahren mit Diesel, wenn Spediteure beim Fahren mit Biogas mehr Steuern zahlen müssen.

Weder im Padborg Transportcenter noch beim Biogasproduzenten Nature Energy, der beispielsweise zwei große Biogasanlagen in Korskro und Holsted betreibt, ist diese Antwort sinnvoll noch richtig. „Das halten wir für paradox. Da das Steuersystem heute durcheinander ist, liegt der Schwerpunkt viel mehr auf der Energieeffizienz als auf den CO₂-Emissionen. Wenn wir uns das Ziel ansehen, das die Regierung und das Folketing für 2030 für eine CO₂-Reduzierung von 70 Prozent festgelegt haben, macht es keinen Sinn, dass Sie sich nicht darauf konzentrieren, wie viel CO₂ in die Atmosphäre ausgestoßen wird“, sagt der Produktentwickler von Nature Energy. Søren Eskelund Toft.

Die Branche bestreitet, dass die Transportunternehmem den Steuern trotzen können und trotzdem Biokraftstoff angetriebene Lastwagen nachfragen. „Die Spediteure sind so unter Preisdruck, dass eine Erhöhung des Kraftstoffsteueraufwands nicht zu finanzieren ist“, sagte Jesper Schimann Hansen.

Abgeordneter Niels Flemming Hansen, Cons. (TV) besuchte am Mittwoch die Biogasanlage von Nature Energy in Korskro. Hier traf er Mette Hansen, Nature Energy, Jesper Schimann Hansen, Direktor des Padborg Transportcenters, Geschäftsentwickler Søren Eskelund Toft und Betriebsleiter Claus Jensen, Nature Energy.

Am Mittwoch besuchte MP Niels Flemming Hansen (Det Konservative Folkeparti) die Biogasanlage in Korskro. Hier traf er den Leiter des Padborger Verkehrszentrums und Vertreter von Nature Energy, das mehrere Biogasanlagen im Land betreibt.

Die Botschaften an den Abgeordneten sind klar: „Heute wird das Biogas in die Erdgaspipelines eingeleitet, aber es wäre viel sinnvoller, den LKW-Transport umweltfreundlicher zu gestalten“, sagt Betriebsleiter Claus Jensen.

Beispielsweise ist es einfacher, Elektrizität zum Heizen von Häusern zu verwenden, als schwere Lastwagen mit Heizöl anrollen zu lassen.

„Wir glauben nicht, dass es in naher Zukunft möglich sein wird, Strom oder Wasserstoff für schwere Lastkraftwagen zu verwenden. Deshalb geht es darum, möglichst schnell ans Biogas zu kommen“, sagt Jesper Schimann Hansen. Dem stimmt Niels Flemming Hansen. „Ich denke, irgendwo ist es verwerflich. Für mich ist es egal, ob ein LKW mit Diesel oder mit Biogas fährt. Worum es geht, ist die Emission“, sagt Niels Flemming Hansen.

Günter Schwarz – 09.01.2020