(Davos / Schweiz) – Bei der 50. Jahrestagung des Weltwirtschaftsforums (WEF) in Davos diskutieren ab dem heutigen Dienstag 3.000 Teilnehmer aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft über Lösungen für globale Probleme. Im Fokus steht vor allem auch der Klimawandel – doch was ist neben Podiumsdiskussionen und Absichtserklärungen zu erwarten?

Es ist schwierig bis unmöglich zu sagen oder gar eine Bilanz zu ziehen, was die Projekte gebracht haben, die das WEF in den vergangenen 50 Jahren angestossen hat. Es gibt keine unabhängige Stelle, die das macht – auch nicht das WEF selbst. Umweltorganisationen wie der WWF oder Greenpeace üben zwar Kritik, sind aber zurückhaltend. Sie sind auch selbst am WEF vertreten, weil sie überzeugt sind, dass ihnen die Teilnahme etwas bringt.

Seit Sonntag sind Hunderte Klima-Aktivisten zu Fuss auf dem Weg ans WEF. Sie haben konkrete Forderungen und wollen keine Lippenbekenntnisse. Ein frommer Wunsch?

Die sich für eine gerechtere Globalisierung einsetzende nichtstaatliche Organisation „Public Eye“, die eine frühere Erklärung von Bern und das WEF jahrelang kritisch begleitet hat, nimmt kein Blatt vor den Mund. Man hält gar nichts von den Umweltinitiativen des WEF. Aber es ist auch keine differenzierte Bilanz möglich. Immer wieder gibt es sehr gut klingende Initiativen für Klima- und Umweltschutz am WEF, aber was diese genau gebracht haben, weiß niemand so genau.

Das Problem an dem WEF ist, dass es alles andere als verbindlich ist. Man sagt lediglich, dass man die Akteure ermutige, etwas gegen den Klimawandel zu unternehmen. Angesprochen auf solche Kritik sagt WEF-Gründer Klaus Schwab, er habe dem „Club of Rome“ bereits in den 1970er-Jahren eine Plattform gegeben, die Warnungen vor den Grenzen des Wachstums zu verbreiten.

WEF-Gründer Klaus Schwab

Tatsächlich kommen renommierte Forscher, aber auch Politiker wie beispielsweise der ehemalige amerikanische Vizepräsident Al Gore, immer wieder ans WEF, um mit den Teilnehmern über die Folgen des Klimawandels zu sprechen und sie zu warnen.

Auch die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg scheint der Auffassung zu sein, dass das etwas bringt. Die Klimaschützer, die nun nach Davos wandern, wollen das WEF nicht mehr zwingend abschaffen, sondern mit dem Ziel verändern, dass sich wirklich etwas bewegt. Das unterscheidet sie von ihren Vorgängern in den vergangenen Jahren.

Es müsste verbindlich werden. Diejenigen, die die Bühne nutzen, um Geschäfte abzuschließen, könnte man dazu verpflichten, dass sie sich an gewisse Standards halten müssen. Oder es müssten klare Klimaziele definiert werden, auf die sich die Teilnehmer verpflichten. Das wäre aber ein radikaler Bruch mit der Geschichte des WEF. Bislang ist es ja gerade auf die Unverbindlichkeit ausgerichtet.

Am Dienstagmorgen will sich die Aktivistin Greta Thunberg in einer Diskussionsrunde zum Klimawandel äußern. Am Nachmittag nimmt die 17-jährige Schwedin an einer weiteren Debatte teil.

Man lädt zwar Al Gore oder auch Greta Thunberg ein. Gleichzeitig sind aber auch US-Präsident Donald Trump oder sein brasilianischer Amtskollege Jair Bolsonaro in Davos herzlich willkommen – also Leute, die sich ganz offen den Teufel um den Klimawandel scheren.

Diese Offenheit, die eben auch Unverbindlichkeit miteinschließt, ist aus Sicht des Gründers das Erfolgsrezept des WEF. Weil er darauf kaum verzichten wird, ist zu bezweifeln, dass das WEF je zu einem echten Treiber in Sachen Klimaschutz wird.

von

Günter Schwarz – 21.01.2020