Wie verhielt sich die deutsche Minderheit in den 1930er und 1940er Jahren? Vier Generationen Minderheit wird der Historiker und Journalist Jon Thulstrup unter anderem dazu befragen, wenn er im Februar seine Stelle als Doktorand an der Syddansk Universitet (SDU / Süddänische Universtät) antritt.

Die Jahre davor und der Zweite Weltkrieg – er hat nicht nur buchstäblich die Welt erschüttert. Auch das Verhältnis zwischen Deutschen und Dänen hat durch die Nazi-Herrschaft in Deutschland erheblich gelitten. Doch welche Rolle hat die deutsche Minderheit in Dänemark gespielt, und wie haben die Angehörigen der Minderheit und ihre Nachfahren diese Zeit wahrgenommen? Der Journalist und Historiker Jon Thulstrup will diesen Fragen vom 1. Februar an nachgehen.

„Ich hoffe und erwarte eigentlich auch, dass man mit dem Projekt eine neue Diskussionsgrundlage in der Minderheit intern anregt, gerade auch weil man es, gemeinsam mit der SDU, aus der Minderheit heraus finanziert“, sagt Thulstrup.

Die Syddansk Universitet hat ihn zum 1. Februar als Doktoranden für drei Jahre eingestellt. Das Projekt hat den Arbeitstitel „Die deutsche Minderheit während des Zweiten Weltkrieges – aus der Sicht von vier Generationen.“

„Ich werde ein generationsübergreifendes Projekt machen. Das bedeutet, dass man in vier Generationen einmal die Elterngeneration, die sozusagen ihre Söhne in den Krieg schickte, die Kriegsgeneration, deren Kinder und deren Enkel, also meine Generation, untersucht. Dass man guckt, wie jede einzelne Generation auf diesen Abschnitt der Minderheitengeschichte blickt und auf die Rolle der Minderheit in der Zeit“, erklärt Thulstrup.

Das Forschungsprojekt ist zu gleichen Teilen finanziert von der SDU, der Dachorganisation der deutschen Minderheit, dem Bund Deutscher Nordschleswiger (BDN), sowie einem „anonymen Sponsor“, wie der BDN mitteilt.

Der 30-jährige Thulstrup hat Geschichte und Deutsch an der Syddansk Universitet in Odense studiert und ist seit 2017 als Journalist tätig. Ein nordschleswigscher Ort, den er als Angehöriger der Minderheit in seiner Freizeit und als Journalist häufig besucht hat, ist der Knivsberg. „Der Knivsberg spielt in Bezug auf die Erinnerungskultur eine bedeutende Rolle, auch wenn man die Umbenennung von Ehrenhain in Gedenkstätte berücksichtigt. Der Knivsberg wird einen entscheidenden Platz in meiner Arbeit haben“, sagt er. Die 97 Meter Hohe Erhebung nahe Aabebraa bildete seit der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts den Rahmen für Volksfeste und für nationale Kundgebungen der deutschen Minderheit im Streit um die Zugehörigkeit des Herzogtums Slesvig (Schleswig).

Und er verspricht, dass seine Arbeit nicht nur hinter verschlossenen Türen in Odense vonstatten gehen wird: „Ich werde natürlich auch laufend informieren und vermitteln, das ist auch ein Teil der Arbeit, und ab und zu werde ich die laufenden Ergebnisse präsentieren“, sagt er. Das soll ein erstes Mal am 28. März auf dem Knivsberg passieren, wo Thulstrup das Projekt vorstellen will.

„Natürlich steckt auch mit drin, dass ich mich an Frank Lubowitz und Hauke Grella wenden werde, da ich nicht nur im Archiv forsche, und die beiden werden mit ihrem enormen Fachwissen sehr hilfreich sein“, sagt er über die beiden anderen von der deutschen Minderheit beschäftigten Historiker, die bald beide im neuen Deutschen Museum in Sønderborg ihren jeweiligen Arbeitsplatz einrichten werden.

von

Günter Schwarz – 24.01.2020