Line hat sich selbst das Zeichnen beigebracht – jetzt kann sie damit ihren Lebensunterhalt verdienen
(Næstved) – Line Beinkamp spürte bereits als Kind, dass sie etwas Besonderes mit ihrem Bleistift anzufangen wusste. Heute lebt sie von ihren Illustrationen. Die Linien verteilen sich über das Tablett, während Line Beinkamp ihrer Zeichnung Schatten und Farben hinzufügt. Und plötzlich erscheint ein lila Drache auf dem Bildschirm.
Genaues Zeichnen bedeutet der 30-jährigen Frau aus Næstved viel. „Es ist mein Sauerstoff. Das erlaubt mir zu atmen. Ich kann es kaum besser beschreiben. Ich weiß nicht, was ich tun soll, wenn ich das nicht könnte“, sagt sie.
Vor drei Jahren, im Alter von 27 Jahren, begann Line Beinkamp als unabhängige Illustratorin ohne Fachausbildung. Sie hat sich selbst beigebracht, wie man zeichnet. „Ich muss ehrlich sein und sagen, ich hätte nie gedacht, dass ich dazu in der Lage wäre. Aber jetzt, zwei oder drei Jahre nachdem ich diese Entscheidung getroffen habe, läuft es tatsächlich gut und ich lebe davon“, sagt sie.
Heute arbeitet Line Beinkamp an verschiedenen Projekten und Kunden kommen aus der ganzen Welt zu ihr. Sie hat unter anderem Illustrationen für ein Monsterkartenspiel für einen Kunden in Philadelphia, USA, angefertigt. Derzeit ist sie dabei, ein Kinderbuch für eine Tennessee-Autorin zu illustrieren.
Und sie findet u. a. auch Inspiration für ihre Zeichnungen im Bücherregal. „Die Inspiration kommt von vielen Orten. Disney, Mythologien, Natur und bestimmte Schriftsteller, die auch ihre eigenen Geschichten illustrieren“, sagt Line Beinkamp. „Und dann habe ich mein Vorbild, Beatrix Potter, eine englische Schriftstellerin, die Peter Kanin geschrieben hat“, fügt sie hinzu.
Auch in der Welt der Computerspiele findet Line Beinkamp Inspiration für die digitalen Linien. Und sie teilt ihre Arbeiten auf Instagram unter dem Namen Line_Beinkamp_Draws. „Ich denke über die Geschichte nach und wie sie gezeichnet werden kann. Ich setze mich auch gerne hin und versuche herauszufinden, wie andere es geschafft haben“, sagt Line Beinkamp, während sie den Bildschirm studiert, auf dem sie an einem Plattformspiel arbeitet.
Line Beinkamp spürte bereits in ihrer Kindheit, dass sie ein besonderes Talent fürs Zeichnen hatte „Ich bin herumgelaufen und habe immer alles gezeichnet und von klein auf an zeichne ich und zeichne alles, was ich sehe, und das ist es. Ich greife auf alles zurück“, sagt sie.
Das Talent zeigte sich besonders in den Zeichnungen ihrer Kindheit, die nicht wie die ihrer Freunde aussahen. Hier hatte sie schon perspektivisch gedacht und nicht nur wie andere Kinder nur Linien gezogen.
„Wenn man sich nicht nur auf ein Objekt konzentriert, bekommt man ein gewisses Verständnis für die Perspektive. Und ich erinnere mich, dass ich das sehr früh hatte“, sagt Line Beinkamp,während sie eine Zeichnung von zwei Hügeln zeigt, in denen sich ein Haus im Hintergrund befindet, während ein Tier im Vordergrund auf dem Hügel steht.
Als sie zu zeichnen und malen anfing, waren es vor allem Tiere, die ihr Interesse erregten. Und noch heute sucht sie draußen in der Natur nach neuen Ideen für ihre Zeichnungen. „Wenn ich mich inspiriert fühle, gehe ich im Wald spazieren. Als erstes habe ich angefangen, Tiere zu zeichnen. Ich war viel glücklicher, Tiere zu zeichnen, als zu lernen, wie man zum Beispiel Menschen zeichnet“, sagt sie.
Wenn Line Beinkamp Figuren und Illustrationen für die Kunden anfertigt, fungiert ihr Zimmer als Atelier. Sie wohnt in einer Wohnung, die sie mit ihrer Freundin aus Kindertagen, Sandra Aalbæk, teilt. Und diese Wohnung haben im Laufe der Jahre schon viele Zeichnungen verlassen.
„Jetzt stellen wir fest, dass sie (Line, Hrsg.) so talentiert geworden ist, dass es immer schwieriger wird, ihr kritische Dinge zu sagen, weil ich keine Künstlerin oder sonst etwas bin. Wenn ich ihr sage, dass es gut ist, reagiert sie so, als ob sie nicht wirklich an mich glaubt“, sagt Sandra Aalbæk.
Es ist der große Wunsch von Line Beinkamp, eines Tages den Arbeitsplatz aus der kleinen Wohnung zu verlegen. Sie möchte gern einen Job in der Cartoon- oder Spieleindustrie. „Ich würde gerne in einem Studio arbeiten. Egal ob mit Spielen oder Cartoons, das Eine ist so hip wie das Andere. Aber ich möchte mit Geschichten arbeiten, die mir sehr gut gefallen. Und wenn das nicht passiert, möchte ich unbedingt weiterentwickeln, was ich gerade mache, und meine eigenen Geschichten erzählen“, sagt sie.
Die begeisterte Illustratorin hat auch ihr eigenes Kinderbuch geschrieben und illustriert, das sie hoffentlich in Zukunft veröffentlichen kann.
von
Günter Schwarz – 24.01.2020