Dorfladen geschlossen – jetzt kämpft Dorf darum, seinen eigenen Lebensmittelladen zu eröffnen
(Kettinge) – Die Bewohner des Dorfes Kettinge auf Lolland versuchen, eine Million Kronen zu sammeln, um wieder ein Lebensmittelgeschäft im Ort zu eröffnen, nachdem ihr Laden letztes Jahr geschlossen wurde.
Sobald die Bewohner des Dorfes Kettinge auf Lolland auf Probleme stoßen, stehen sie zusammen und kämpfen um ihr Dorf. Sie weigern sich aufzugeben. Deshalb versuchen sie jetzt, eine Million Kronen (133,9 Tsd. Euro) durch Anteilscheine, eine Art Aktien, zu sammeln, um ein neues Lebensmittelgeschäft im ehemaligen Dagli’Brugsen zu eröffnen, das im vergangenen November geschlossen wurde, weil das Management mit dem Umsatz unzufrieden war.
Aber die Bürger hielten es für eine voreilige Entscheidung der Ladenkette. Sie wollen nun die Räumlichkeiten des Lebensmittelmarktes übernehmen und für eine neue Nutzung komplett sanieren
„Wir haben in Kettinge kein Versorgungsgeschäft mehr, und wir brauchen einen neuen Händler hier vor Ort. So werden wir das gesammelte Geld als Betriebskapital verwenden, um einen neuen lokalen Markt aufzubauen“, sagt Troels Jørgensen, Mitglied des Planungsausschuss.
Die Einheimischen haben für das kommende Lebensmittelgeschäft Aktien im Wert von 2.500 Kronen (334,55 Euro) gekauft, und das Ziel ist, dass sie insgesamt den Betrag von 1 Million Kronen zusammenbekommen. Beim Planungsausschuss sind sie sich sicher, dass das neue Geschäft wahrscheinlich die Kassen zum Klingeln bringen wird „Stellen Sie sich vor, die Leute sind schon jetzt neugierig und schauen sich das Geschäft von außen an“, sagt Lars Petersen vom örtlichen Planungsausschuss.
Die Bürger von Kettinge haben bereits zuvor bewiesen, dass sie in jeder Hinsicht zusammenstehen. Als die Kommune den Kindergarten schließen wollte, eröffneten sie ihren eigenen. Die alte Mühle mitten im Dorf wurde ebenfalls durch Eigenleistung renoviert, und als das Bürgerhaus gebaut werden sollte, geschah dieses nur, weil die Einheimischen selbst Hacken und Schaufeln in die Hand nahmen.
„Wir haben historisch gezeigt, dass wir zusammenstehen. Wir haben ein Bürgerhaus und eine Mühle geschaffen, die voll funktionsfähig ist, und wir haben einen Kindergarten geschaffen, der funktioniert. Jetzt wollen wir ein Lebensmittelgeschäft errichten, weil es jemanden gibt, der so rücksichtslos war, ihn zu schließen“, sagt Troels Jørgensen.
Die Anzahl der Lebensmittelgeschäfte nimmt im ganzen Land ab. Aber gerade in ländlichen Gebieten schließen besonders viele Geschäfte. Die Zahlen des Gemeinsamen Rates für den ländlichen Raum zeigen, dass die Zahl der Lebensmittelgeschäfte in Dänemark von 2008 bis 2018 um rund 33 Prozent zurückgegangen ist. Im Gemeinsamen Rat für den ländlichen Raum ist man über diese Entwicklung nicht erfreut.
„Wir sind sehr besorgt darüber, dass die Menschen in den Dörfern länger für den Einkauf von Lebensmitteln brauchen und auch längere Wege in Kauf nehmen müssen. Wir sehen eine große Anzahl von Dörfern, in denen es viele Senioren gibt und die lange Wege zurücklegen müssen, um die Einkäufe für den Grundbedarf zu erledigen, der für sie wichtig ist.
„Es wirkt sich auch nachteilig auf die Bevölkerungsentwicklung aus, wenn so wichtige Einrichtungen geschlossen werden“, sagte der Vorsitzende des Gemeinsamen Rates für den ländlichen Raum, Steffen Damsgaard, im November letzten Jahres.
Insbesondere in ländlichen Gebieten mit Orten mit weniger als 2.000 Einwohnern ist die Anzahl der Geschäfte sehr stark zurückgegangen. Im Jahr 2008 gab es 870 Läden auf dem Land und in den Ortschaften mit weniger als 2.000 Einwohnern, während die Zahl im Jahr 2018 auf nur noch 584 Läden gesunken war. Dies entspricht einem Rückgang von 33 Prozentpunkten von 2008 auf 2018 in ländlichen Gebieten.
Im Zusammenhang mit dem Kampf um die Wiedereröffnung ihres Lebensmittelladens hat der Planungsausschuss ein Schild aufgestellt, das anzeigt, wie nahe sie dem Ziel sind, eine Million Kronen aufzubringen. „Wir haben schon 750.000 Kronen (100.362 Euro) gesammelt“, sagt Troels Jørgensen.
Es ist geplant, dass der ehemalige Lebensmittelladen im Sommer als neu genutzter und gut renovierter Lebensmittelladen wieder eröffnet wird.
von
Günter Schwarz – 29.01.2020