Der neue Bericht des Europarates zu Minderheitenfragen kritisiert, dass in vier sønderjyske (südjütländischen) Kommunen noch keine Ortsschilder in deutscher Sprache aufgestellt sind.

In der Ausgabe 2020 des Berichts des Europarates zu Minderheitenfragen wird erneut kritisiert, dass in vier sønderjyske Kommunen, in denen Angehörige der deutschen Minderheit leben, noch keine Ortsschilder in deutscher Sprache aufgestellt wurden.

Die Debatte über zweisprachige Ortsschilder in Südjütland taucht regelmäßig auf – und löst jedes Mal eine heftige Debatte unter den Dänen aus.

Im Frühjahr 2015 stellte Haderslevs rechtsliberaler Venstre-Bürgermeister H.P. Geil ein zweisprachiges Ortsschild auf. Neben einer heftigen Debatte darum war das Schild mehrfach Vandalismus ausgesetzt und tauchte dann nie wieder auf. „Es macht keinen Sinn, es erneut aufzustellen. Jetzt wurde geprüft, ob die Zeit für die zweisprachigen Zeichen reif ist – und die Debatte in der Bevölkerung hat deutlich gezeigt, dass es zu früh dafür ist. Hier geht es um Emotionen – und nicht um konkrete Fakten“, sagte H.P. Geil im Jahr 2015.

Fünf Jahre später befürchtet Aabenraas Bürgermeister Thomas Andreasen (Venstre) immer noch, dass zweisprachige Schilder in Aabenraa, Sønderborg, Haderslev und Tønder eine größere Kluft schaffen als ausgleichendes Gutes im Verhältnis zwischen der dänischen Mehrheits- und der deutschen Minderheitsbevölkerung bereiten.

„Ich habe nichts gegen die konkreten zweisprachigen Ortsschilder – aber ich möchte aus symbolpolitischen Gründen keine unguten Beziehungen im Grenzland aufbauen. Wenn der Bericht die Ortsschilder erneut als Problem nennt, zeigt es, dass wir noch ernsthafte Probleme haben, zum Beispiel im Vergleich zur Minderheitensituation im spanischen Katalonien“, sagte Thomas Andresen.

Sønderborgs sozialdemokratischer Bürgermeister Erik Lauritzen steht voll und ganz im Einklang mit Thomas Andresen. „Wir haben ein sehr gutes Verhältnis zur deutschen Minderheit. Die Ortsschilder sind nur Ausdruck symbolischer Politik, die mächtige und destruktive Reaktionen hervorrufen. Es wird noch mindestens 10 Jahre dauern, bis es abgebaut sein wird“, sagt Erik Lauritzen.

von

Günter Schwarz – 30.01.2020