(London / Edinburgh) – Der Brexit war geprägt von Party- und Trauerfeiern im ganzen Vereinigten Königreich. Jubel in London und Trauer in Edinburgh. „Wir sind raus!“ brüllen die Einen und „Wir kommen wieder!“ schreien die Anderen.

Traurig war die Stimmung vor dem schottischen Parlament in Edinburgh anzusehen. Hier wurden Kerzen angezündet und Anwesenden trauerten um die Scheidung ihres Landes von dem Rest Europas.

„Ich bin in die Europäische Union hineingeboren und gegen meinen Willen aus ihr herausgenommen worden. Ich bin traurig, wütend und einfach nur genervt“, sagte David Allman aus Schottland. 62 Prozent der Schotten stimmten seiner Zeit bei der Volksabstimmung dafür, in der EU zu bleiben.

Ganz anders zu den traurigen Schotten in Edinburgh die Bilder von jubelnden Engländern und von Walisern in London, die mit einer Stimme, „Rule, Britannia!“ den Brexit beschreien.

Die Briten Englands haben die EU-Mitgliedschaft nie als eine wirkliche Option gesehen. Und am 23. Juni 2016 entschieden sich die Briten mit dem bevölkerungsstärksten England und dem „Anhängsel“ Wales im Westen des Vereinigten Königreichs für den EU-Austritt. Doch was jetzt?

Das Großmaul Boris Johnson tönt ganz nach „Trumpscher Manier“, nur nicht auf Twitter: „Der Brexit ist erst der Anfang!“ Um Mitternacht hatte Großbritannien die EU verlassen und damit, wie die Brexit-Befürworter behaupten, seine Unabhängigkeit wiedererlangt, indem es das „EU-Joch“ abgestreift hat.

Johnson sagt zwar: „Es ist der Beginn einer neuen Ära guter Freundschaft mit der EU.“ Aber zur guten Freundschaft gehören immer mindestens zwei Partner. Und da stellt sich die Frage, will die EU es auch – einen Partner, auf dem man sich nur auf eines verlassen kann, nämlich auf NICHTS!

Zunächst bleibt ohne erst einmal so, wie es ist. Während der Übergangsperiode von einem Jahr bleiben die gegenseitigen Beziehungen zwischen Großbritannien und der EU wie gehabt – einschließlich aller Rechte und Pflichten des Landes der EU gegenüber. Dazu gehört auch der jährliche Haushaltsbeitrag Großbritanniens an die EU.

In der Übergangsperiode werden die beiderseitigen Beziehungen neu ausgehandelt, denn dem bereits von Theresa May verhandelte Abkommen wollte das britische Parlament ja nicht zustimmen – und der jetzige Regierungschef, Boris Johnson, der nach „alter Autokratenart“ alles besser kann, weiß und macht, schon gar nicht.

von

Günter Schwarz – 01.02.2020