(Brunsmark) – Die kleine 160-Seelen-Gemeinde Brunsmark ca. 5 Kilometer östlich von Mölln im Herzogtum Lauenburg trifft der Brexit Großbritanniems direkt und hart, denn das Dorf verliert seinen Bürgermeister, der dem Dorf bereits seit 12 Jahren vorsteht.

Die blau-weiße Schottland-Flagge vor dem Haus von Iain Macnab in Brunsmark hat schon bessere Zeiten erlebt, obwohl der starke Nordwind sie shon an der Seite hat einreißen lassen. Es ist in Zeugnis turbulenter Zeiten, und auch der Mann, dem das ausgefranste Tuch gehört, fühlt sich höheren Mächten ausgesetzt.

Der Brexit hat ihn und das gesamte Dorf im Kreis Herzogtum Lauenburg nämlich ordentlich durchgewirbelt. Doch der Reihe nach: Iain Macnab aus Schottland lebt mit seiner Familie seit fast 30 Jahren in der 160-Einwohner-Gemeinde. Seit zwölf Jahren ist der Schotte hier Bürgermeister. Doch jetzt muss er sein Amt gezwungenermaßen aufgeben, weil ein EU-Gesetz es so bestimmt.

Brunsmarks scheidender Bürgermeister Iain Macnab

Mit dem Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union ist der Mann aus Schottland mit britischem Pass vom Papier her kein EU-Bürger mehr. Und nur EU-Bürger dürfen laut geltenden Gesetzen offizielle politische Ämter bekleiden. Für Iain Macnab heißt es, er darf und kann dann also nicht länger Bürgermeister seiner Gemeinde bleiben.

„Ich fühle mich ein bisschen entmündigt“, gesteht der 70-Jährige. „Man wohnt hier schon so lange und fühlt sich hier zu Hause. Und plötzlich kommt so ein Blödsinn.“ Doch Gesetz ist Gesetz.

Den britischen Pass jedenfalls will er nicht für das Amt als Bürgermeister abgeben. Er sei nun mal stolzer Schotte, betont der scheidende Bürgermeister augenzwinkernd. Stolz ist er auch auf das, was er zusammen mit der Dorfgemeinschaft in seiner Amtszeit erreicht hat: Glasfaser für alle Haushalte, neues Dorfgemeinschaftshaus, guter Zusammenhalt.

Dennoch sei er schon ein wenig traurig, dass er seinen Posten aufgeben müsse und dass die Briten die EU verlassen haben, gibt Macnab zu. Doch die Abneigung der Briten gegenüber Brüssel verstehe er auch. „Diese überbordende EU-Bürokratie mischt sich bis ins Letzte in unser Leben ein, und das haben wir alle nicht verdient!“ findet der Schotte.

von

Günter Schwarz – 02.02.2020