(Tønder / Niebüll) – Die Schüler des Tønder Gymnasiums und des Friedrich-Paulen-Schule Gymnasiums in Niebüll haben ihre eigenen Plakate entworfen und hergestellt – allesamt inspiriert von den Wahlplakaten von 1920. Die Ausstellung wurde am Freitag in Tønder eröffnet.

Im Ausstellungsraum des Tønder Gymansiums hängen drei Plakate nebeneinander an der Wand. In der Mitte steigt Dannebrog über ein sonniges Getreidefeld auf, während sich hinter einem Hügel ein idyllisches Haus mit dem dazugehörigen Fahnenmast befindet. Unten steht mit Druckbuchstaben: „Stem dig hjem“ (Stimme Dich heim)

Am 10. Januar sind hundert Jahre vergangen, seit die Südjüten für die Rückkehr nach Dänemark gestimmt haben. Damals hingen bunte Plakate in der ganzen Stadt und drängten die Menschen, entweder für Dansk oder für Deutsch zu stimmen. Wahlkampf fand damals ausschließlich auf Plakaten, in Handbüchern und auf Flugblättern statt.

Die drei Plakate am Tønder Gymnasium erzählen jeweils ihre Geschichte über die Beziehung zwischen Dänen und Deutschen. Das Plakat in der Mitte ist 100 Jahre alt. Die beiden daneben hämgenden sind brandneu. Die rechte stammt von dänischen Gymnasiasten des Tønder Gymnasiums. Die linke stammt von deutschen Schülern des Friedrich-Paulen-Schule Gymnasiums in Niebüll.

Im Oktober letzten Jahres haben die Schülerinnen und Schüler von der Genforening (Wiedervereinigung) Dänemarks erfahren und 2020 ihre eigenen Poster der Genforenings-Plakate kreiert, die von den alten inspiriert wurden. „Wir haben ein altes Plakat ausgewählt und interpretiert. Die Farben geben es wieder, aber unser Plakat muss sowohl Deutsche als auch Dänen ansprechen“, sagt Liva Rytter Nicolaisen und zeigt ihr Plakat.

Liva Rytter Nicolaisen und Judith Reimann zeigen ihr Plakat, das eine Interpretation von Thor Bøgelunds Plakat von 1920 ist.

Auf dem Plakat ist wieder das gelbe Maisfeld mit dem Fahnenmast im Hintergrund. Im Vordergrund hingegen gibt es zwei Übereinstimmungen. Ein Mensch hat eine deutsche Flagge als Körper, der andere eine dänische Flagge. Sie lächeln einander an und reichen sich die Hände. Darüber steht: „Det er okay at gå over grænserne“ (Grenzen überschreiten ist in Ordnung).

Das Projekt wird vom BHJ-Fondens Fenforeningspulje unterstützt, der am Freitag zusammen mit anderen Interessierten zur Vernisage eingeladen wurde.

Seit Oktober 2019 arbeiten das Friedrich-Paulen-Schule Gymnasium in Niebüll und das Tønder Gymnasium zusammen, und sie informierten sich gegenseitig über die Wahlplakate und die Genforening von 1920. Das Ergebnis dieser Zusammenarbeit in den Fächern Deutsch, Geschichte und Bildende Kunst wurde am gestrigen Freitag veröffentlicht. Brandneue Genforening-Plakate – alle von alten inspiriert.

„Mit Bildern können man einige Gefühle ausdrücken, die man möglicherweise schriftlich nur schwer ausdrücken kann. Jetzt wissen die Schüler, in welcher Region sie leben, welche Herausforderungen es gab und welche Zukunft sie haben werden“, sagt Michael Longerich, Deutsch- und Geschichtslehrer am Tønder Gymnasium.

Die Ausstellung erfolgt zur Erinnering zum 100. Jahrestag der Volksabstimmung. Der 10. Januar ist der Tag, an dem die Menschen in der Zone 1 darüber abstimmen, ob sie Dänen oder Deutsche sein wollten und die alte Grenze entlang der Kongeå (Königsau) auf eine neue Grenzlinie zu verschieben. Der ganze Prozess hat auch Gedanken bei der Gymnasiastin Liva Rytter Nicolaisen, die in Tønder lebt, ausgelöst.

„Es ist wichtig, etwas darüber zu wissen, denn Tønder hätte deutsch sein können. Daher ist es interessant zu wissen, wie die Beziehung heute ist“, sagt sie.

Am 14. März wird die Ausstellung in Niebüll, das damals Teil der Zone 2 war, eröffnet, in der die Abstimmung an dem Tag durchgeführt wurde. Darüber hinaus wird die Ausstellung an Aabenraa, Flensburg und København gezeigt werden, bevor sie im August nach Tønder zurückkehrt, wo das Gymnasium auch seinen 100. Geburtstag feiert.

von

Günter Schwarz – 08.02.2020