Kölner Bäckerei wegen Rassismus im Twitter-Shitstorm
(Köln) – Im Twitter-Netz herrscht große Aufregung wegen einer Produkt-Reihe, die in der Kölner Bäckerei und Konditorei Fromme. In der Konditorei Fromme werden Schokoküsse der besonderen Art zum Kauf angeboten. Mit Gesichtern verzierte Schokoküsse bedienen laut der „Schokokuss-Kritiker“ rassistische Klischees.
Die Bäckerei selbst kann die Aufregung nicht nachvollziehen, denn bei den umstrittenen Schokoküssen handele es sich um „Lustige Karnevalsköpfe“, die bereits seit den Sechziger Jahren Tradition seien, so der Bäckerei-Inhaber gegenüber der Zeitung „Kölner Stadtanzeiger“.
Viele der süßen Köstlichkeiten sind, wie bei Schokoküssen üblich, mit dunkler Glasur überzogen und mit dicken Lippen, lustigen Hüten und sonstigem dekoriert – teilweise gibt es Exemplare, die einen Knochen im Haar tragen… „Lustige Karnevalsköpfe“ lautet die genaue Bezeichung für diese Produkte der Bäckerei. „Wir garnieren die Schokoküsse während der Karnevalstage so aus, wie in der Vergangenheit viele Karnevalskostüme gestaltet waren. Es gebe auch Clowns und asiatisch dekoriertes Backwerk. Die Lippen seien auf allen Köpfen die gleichen“, sagt der Firmeninhaber Gregor Fromme.
Ins Rollen kam die Entrüstung durch den Twitter-Post der sicher selbst ernannten „Rassismus-Expertin“ Jasmina Kuhnke, Autorin und Kolumnistin, die sich in dem sozialen Netzwerk Quattromilf nennt und mehr als 31.000 Follower (Stand: 15.2.2020) hat. Sie bekam ein Foto der Schokeküsse von einem Bekannten zugeschickt, woraufhin sich ihr Antirassismus-Aufpasswahn regte und sie diese „Ungeheuerlichkeit“ unverzüglich ins Netz stellte.
Anbei liess sie der Bäckerei und Konditerei eine Message folgenden Inhalts zukommen: „Liebe Café Konfiserie Fromme, ihr Backwerk widert mich an!“
Das sahen offenbar viele Nutzer ähnlich und Twitter-User Trashy schrieb beispielsweise: „Ich bin langsam dafür, dass solche kolonial-rassistischen Darstellungen unter (Geld-)Strafe gestellt werden.“ Eine andere Nutzerin schrieb: „Das ach so tolerante Köln. Ekelerregend.“ Ein weiterer Kommentar: „Ich begreife es nicht. 2020 und kein Stück weiter entwickelt. Es ist so frustrierend.“
Und was sagt die Bäckerei Fromme zum Shitstorm auf Twitter? Sie kann es nicht verstehen und nachvollziehen, denn sie verkauft das ganze Jahr über in ihren Filialen „Mohrenköpfe“ und die bis vor einigen Jahren noch schlicht und einfach „Negerküsse“ genannt – und wobei sich niemand das geringste dabei gedacht hat, dass damit Menschen mit dunkler Hautfarbe in irgendeiner Weise diskriminiert werden sollte.
Aber in den Jahren zogen auch noch keine selbsternannten „Sprachpolizisten“ durch die Republik, die sogar Astrd Lindgrens Kinderbuch über Pipi Langstrumpf auf ihren Index brachten, um aus Pipis Vater, einem „Negerkönig“ im Original, nach ihrem Willen einen „Südseekönig“ zu machen.
Andere Nutzer wiederum verstehen die Aufregung um die süße Köstlichkeit nicht, denn schließlich seien auch weiße Köpfe abgebildet. Dass jedoch auch diese nicht etwa westliche weiße Menschen sondern hellhäutige Nordafrikaner darstellen sollen, legt angeblich der Fes auf dem Kopf nahe. Ein Fes ist ein Filzhut mit Quaste, der früher vor allem in Nordafrika weit verbreitet war.
Die seit 1893 bestehende Konditorei war laut Inhaber Gregor Fromme in den 1930er Jahren dafür bekannt, kein Führerbild aufgehängt und dadurch Ärger auf sich gezogen zu haben. Darauf sei man noch heute stolz. „Manche der zur Zeit geführten Diskussionen und die herangezogenen Argumente erschließen sich mir nicht, aber ich werde es mir angucken“, sagt Gregor Fromme.
von
Günter Schwarz – 16.02.2020