(Bornholm) – Dänemarks östlichst gelegene Insel Bornholm wird in diesem Jahr keinen Anteil an den insgesamt 137 Flüchtlingen erhalten, die die Hovedstadregion (Hauptstadtregion) unter sich verteilen muss. Dieses schafft sowohl Ärger als auch Erleichterung unter den Lokalpolitikern auf der Insel. Man benötigt keine speziellen mathematischen Kenntnisse, um die Anzahl der Flüchtlinge zu berechnen, die Bornholm in diesem Jahr aufnehmen wird – die Zahl liegt bei 0.

Im vergangenen Jahr hat eine Mehrheit des Kommunalrats beschlossen, das Ministerium für Einwanderung und Integration aufzufordern, 20 der insgesamt 137 Flüchtlinge abzunehmen, die 2020 in der Hovedstadregion verteilt werden sollen und die für Bornholm vorgesehen waren, da die Insel auch zur Region København zählt. Die Aufnahme der Flüchtlinge wurde jedoch vom Rat der Insel mehrheitlich verweigert.

„Das tut mir wirklich leid, weil ich weiß, dass es Gemeinden gibt, die sie gerne loswerden würden“, sagt die Bürgermeisterin Winni Grosbøll (Socialdemokraterne) der Kommune Bornholm. Sie weist u. a. darauf hin, dass Bornholm, wenn es weiterhin nur sehr wenige oder gar keine Flüchtlinge aufnimmt, besondere Konsequenzen für das Sprachenzentrum der Insel haben wird.

„Wer möchte, dass wir das Sprachenzentrum erhalten und dort richtige und ordentliche Arbeit in Bezug auf die Dänische Sprache tun, müssen natürlich auch Schüler und Leute vorhanden sein, um diese Einrichtung zu nutzen und die vorhandenen Sprachpädagogen zu beschäftigen, die zudem Integrationsarbeit leisten. Wie will man diese Leute halten, um das zu tun, was sie können?“, fragt sie.

Bei der nationalistischen, rechtspopulistischen und ausländerfeindlichen Dansk Folkeparti (Dänische Volkspartei) sieht man das natürlich schon aus ideologischen Gründen heraus völlig anders. Die Partei stand daher neben der Bornholmer-Liste zu der Entscheidung des Kommunalrats, die vorgesehenen 20 Flüchtlinge nicht aufzunehmen, da Bornholm ihrer Meinung nach überhaupt keine aufnehmen sollte. Deshalb freut sich der rechte Politiker René Danielsson über die endgültige Ablehnung.

„Wir freuen uns sehr, dass Bornholm im Vergleich zur Zahl der Asylsuchenden und Flüchtlinge ab 2015 einen enormen Widerstand geleistet hat. Wir freuen uns natürlich, dass die Zahl wieder Null heißt“, sagt er.

Er hält auch nichts von der Prämisse der Bürgermeisterin, dass Flüchtlinge benötigt werden, um das Sprachenzentrum zu erhalten, um Bornholm die Integrationsfähigkeit nicht zu nehmen. „Es ist eine Aufgabe, die ich schwierig finde, besonders ressourcenintensive Leute hierher zu bringen, um sie zu unterstützen – sagen wir für fünf bis zehn Jobs. Wenn wir kein Sprachenzentrum mehr brauchen, müssen wir es schließen und dieses Angebot durch eine Ausschreibung oder andere Einrichtungen ersetzen“, sagt er.

Die Kommune hat nun die Möglichkeit, einige der anderen Kommunen in der Hovedstadregion zu bitten, einige ihrer Flüchtlinge aufzunehmen. Laut Winni Grosbøll will sie und die Socialdemokraterne in nächsten Jahr wieder einen Antrag stellen, 20 Flüchtlinge auf der Insel aufzunehmen.

Im vergangenen Jahr, 2019, nahm die Kommune Bornholm zwei Flüchtlinge von denen der Hovedstadregion København zugewiesenen Asylsuchenden auf.

von

Günter Schwarz – 22.02.2020