
Forschung: Grauwale stranden bei Sonnenstürmen
Der Wal nutzt das Magnetfeld der Erde, um seinen Weg zu finden, und das ändert sich bei Sonnenstürmen. Der Grauwal ist einer der Wale, die bei der Wanderung die weitesten Wege zurücklegen. Im Oktober, wenn die Temperatur am Nordpol zu sinken beginnt und sich das Eis nach Süden ausbreitet, schwimmt der Wal in Richtung wärmerer Gewässer.
Mehr als 11.000 Kilometer und drei Monate später befindet sich der Grauwal vor der Küste Mexikos, wo er bis zum Ende des Winters bleibt. Es ist jedoch nicht immer der Wal, der auf seinem internen GPS die richtige Route eingegeben hat.
Er hat einen inneren Kompass, und es kommt häufiger vor, wenn es auf der Sonne Stürme auftreten, gerät dieser Kompass außer Kontrolle, wie neue Forschungsergebnisse zeigen. Das interne GPS des Wals nutzt nämlich das Erdmagnetfeld. Und das Magnetfeld wird stark von den Sonnenstürmen beeinflusst.
Hinter dieser Entdeckung steht nicht Morten Tange Olsen, der Wale an der Universität von København erforscht. Den neuen Forschungsartikel hat er noch nicht gelesen. Doch er sagt: „Das klingt sehr aufregend. Seit vielen Jahren gibt es Hypothesen, dass Grauwale einen inneren Kompass haben, mit dem sie mit Hilfe der Magnetfelder der Erde navigieren. Die Ergebnisse sind also wirklich sinnvoll.“
„Die neuen Erkenntnisse stützen laut den Forschern auch die Theorie, dass Grauwale mit dem Erdmagnetfeld navigieren. Das ist nicht endgültig bewiesen“, erklärt Morten Tange Olsen.
„Wir wissen sehr wenig darüber, wie Wale navigieren. Wir haben jedoch die Idee, dass sie Magnetfelder verwenden, um im großen und kleinen Maßstab zu navigieren“, sagt er und fährt fort: „Sie nutzen wahrscheinlich das Magnetfeld der Erde, um zu wissen, ob sie nach Norden oder Süden schwimmen. Und dann verwenden sie wahrscheinlich auch Berge unter Wasser, die magnetisches Material enthalten, um eine für sie feinere und genauere Karte zu erstellen, nach der sie schwimmen können.“
Anhand von Daten von 186 gestrandeten Wale, die zeigten, wo und wann Wale gestrandet waren, konnten amerikanische Wissenschaftler untersuchen, ob ein Zusammenhang mit der Aktivität auf der Sonnenoberfläche besteht. Ihren Erkenntnissen nach war es wahrscheinlicher, dass ein Grauwal an den Tagen strandete, an denen die Aktivität der Sonne heftig war.
Informationen über die Aktivität der Sonne werden von der NASA ständig über ihr Solar Dynamics Observatory überwacht. Daher war es einfach, Daten für das Wetter der Sonne an den Tagen abzurufen, an denen die Wale gestrandet waren.
Aber dass die Sonnenstürme einen Einfluss auf die Wale hatte, war nicht das einzige, was die Forscher herausfanden. Sie entdeckten auch, dass es nicht die Veränderungen im Magnetfeld allein waren, die die Wale verwirrten. Es war vielmehr so, dass auf dem Magnetfeld der Erde viel magnetisches Rauschen auftrat, dass das Verhalten und die Orientierung des Wals beeinflusste. Mit anderen Worten, die Wale werden während der Sonnenstürme „blind“ – und das kann dazu führen, dass sie bis zum Ufer schwimmen, wo sie am Strand landen.
„Es sind jedoch nicht nur die Sonnenstürme, die das Ortsgefühl der Wale beeinflussen. Außerdem können Sonare von Schiffen die Wale beim Schwimmen ihrer Wege folgend verwirren“, erklären US-Forscher.
von
Günter Schwarz – 25.02.2020