kultur.INsite – jüdisches Leben hinter verschlossenen Türen
Erneut wird die Debatte laut, um das Einwanderungsland Deutschland. Nach 2015 steht nun erneut die 2te große Flüchtlingswelle vor den Toren europäischer Grenzen, nachdem der windige Flüchtlingsdeal mit dem türkischen Diktator geplatzt ist – und wie 2015 versagt die Politik.
Bereits 2015 wäre es zu einer humanitären Katastrophe gekommen, wenn nicht die Zivilgesellschaft mit zahlreichen Spenden- und Hilfsaktionen für eine halbwegs geordnete Aufnahme der Ankömmlinge gesorgt hätte. Es waren private Menschen, die dort in den notdürftig eingerichteten Auffanglagern Decken und Hygieneartikel verteilten. Oftmals aus eigenen Beständen und welchen von Spendenaktionen, die kurzfristig über Facebook und andere Soziale Medien in vielen Städten ausgerufen wurden.
Auch 2020 scheint die Zivilgesellschaft wieder in die Bresche zu springen. Unter dem Hashtag #wirhabenplatz setzen viele Privatpersonen ein Zeichen für eine Aufnahme der auf der griechischen Insel Lesbos gestrandeten Migranten. Ferner haben bereits ca. 100 deutsche Städte und Gemeinden der Bundesregierung mitgeteilt, Flüchtlinge aufnehmem zu wollen und zu können.
Wie schon 2015 kann man nicht davon ausgehen, dass die Politik derweil einen vernünftigen Einreise- Asyl- und Integrationsplan vorlegt.
Sofern man die Migranten aufnimmt, werden es vermutlich wieder Zivilpersonen sein, die da Spendenaktionen ins Leben rufen, um den Menschen akut vor Ort zu helfen und mit dem Nötigen zu versorgen. Ob die Spendenbereitschaft heute so groß sein würde, wie vor fünf Jahren bleibt allerdings zweifelhaft.
Zuviel ist passiert und auch seitens der Politik nicht aufgarbeitet – siehe das Aufkommen und die derzeitige Stärke der „Ausländerhasser“-Partei AfD..
Zwar ist der „Rechts-Links-Kanon“ gewachsen und die gesellschaftliche Ächtung von „rechtem Gedankengut“ ist quasi allgegenwärtig. Allen von Hass Betroffenen hilft das allerdings nicht.
Yael beispielsweise ist praktizierende Jüdin aus Hamburg-Billstedt. Der ersten „Flüchtlingswelle“ stand sie neutral gegenüber und hat sich sogar an den Spendenaktionen beteiligt. Heute wäre ihre Begeisterung geringer, da sich ihrer Meinung nach das „jüdische Leben“ in Deutschland nur noch hinter verschlossenen Türen abspielen kann. Ihr Bruder traut sich mit Kippah nicht mehr auf die Straße und nach dem Besuch einer Synagoge tut man gut daran, zunächst Links und Rechts zu schauen, bevor man hinaus auf die Straße rennt.
Der Antisemitismus habe sich nicht verringert, beklagt die junge Frau. Dabei betont sie, dass sich die Anfeindungen Deutscher kaum verändert hätten. Es seien überwiegend blöde und diskriminierende Sprüche, an die man sich schon gewohnt habe. Angst vor tätlichen Übergriffen hätte man mehr aus dem Lager der jüngeren muslimischen Zuwanderer.
Sie habe zwar nicht den Eindruck, dass die Medien solche Angriffe de facto verschweigen würden, wohl aber, dass zur Aufarbeitung zuwenig unternommen würde.
Yael hätte nichts dagegen, diese in Griechenland gestrandeten Menschen aufzunehmen. Die Regierung müsse dann jedoch ihren Integrationsaufgaben nachkommen und den Zugereisten erklären, dass der politische Islam in diesen Breitengraden keinen Platz in der Gesellschaft hat. Würde die Politik diese Aufgabe wieder versäumen, so würde sich die Situation für in Deutschland lebende Juden nur verschärfen – denn neben den sie gefährdenden Muslimen hetzt die AfD ja auch fleißig weiter!
In diesem Zusammenhang betont die in Israel geborene Frau ihr vollkommenes Unverständnis darüber, warum die israelfeindliche Hamas-Konferenz in Deutschland möglich war. Dieses setze ein falsches Zeichen, meint die junge Frau. In Richtung religiöser Palästinenser ebenso wie in die Richtung von hier lebenden Juden und Israelis.
Integration ist eine Tür, die in beide Richtungen schwingt. Sie setzt nicht nur den Integrationswillen der Einreisenden voraus, sondern auch den der Einheimischen. Die Politik hat dieses allerdings zu begleiten, indem sie den für eine Integration geeigneten Rahmen steckt.
Sofern bei dieser Flüchtlingswelle tatsächlich ein Schwerpunkt auf der Hilfe von „Frauen und Kindern“ läge, würde die junge Jüdin wieder ebenso wie 2015 die Ärmel hochkrempeln und dort helfen, wo ihre Hilfe gebraucht sei.