(Flensburg) – Schockreaktion von Bürgermeistern und Unternehmen im Grenzland auf die Schließung der Grenze. Die Ankündigung von Ministerpräsidentin Mette Frederiksen, die dänischen Grenzen vorübergehend, vorläufig bis zum 13. April zu schließen, hat viele überrascht, nicht zuletzt in Deutschland. Flensburgs Bürgermeisterin Simone Lange (SPD) ist bereit, sich über die dänische Entscheidung zu äußern.

„Ich bin unglaublich erschüttert und verärgert. Das ist ein großer Fehler. Wir begegnen der Infektion mit Quarantäne und nicht mit Grenzschließungen. Ich halte die Schengen-Zusammenarbeit daher für begraben“, sagte Flensburgs Bürgermeisterin.

Diese Entscheidung kommt am Tag vor der Grenzabstimmung von 1920, die in der Zone 2 am 14. März 1920 stattfand, was die Sache für die Bürgermeisterin nur noch schlimmer macht. „Es ist ein schwarzer Tag für die dänisch-deutsche Zusammenarbeit“, sagte Simone Lange.

Der Bürgermeister von Aabenraa, Thomas Andresen (Venstre / Rechtsliberale Partei), stimmt Simone Lange insofern zu, dass dies eine ziemlich ungewöhnliche Situation ist. „Es ist ernst, aber ich denke auch, dass es notwendig ist. Wir haben eine gemeinsame Verantwortung gegenüber den schwachen Bürgern, die es mit einer Coronarinfektion sehr schwer haben. Deshalb denke ich, dass es eine notwendige Maßnahme ist, die wir gerade ergreifen, da wir nicht sicherstellen können, dass wir die Corona nicht über die Grenze bringen, unterstütze ich diese Maßnahmen voll und ganz“, sagt Thomas Andresen.

Tønders Bürgermeister Henrik Frandsen (Venstre) drückt sein großes Vertrauen gegenüber der Statsministerin Mette Frederiksen und die Behörden aus. „Dass sie die Grenze schließen, ist sehr weitreichend und hilft nur, die ernste Situation zu unterstreichen, in der wir uns befinden“, sagte er.

Ca. 600 Menschen fahren täglich über die Grenze, um an ihre Arbeit auf der anderen Seite zu kommen. 80 von ihnen arbeiten in Betrieben der Kommune Tønder. „Soweit ich weiß, stehen sie uns weiter zur Verfügung. Ich gehe also davon aus, dass sie am Montagmorgen noch zur Arbeit erscheinen werden“, sagte der Bürgermeister, der hofft, dass der Grenzübertritt so reibungslos wie möglich verläuft. Die überwiegende Mehrheit der verbleibenden 520 Mitarbeiter arbeitet in Produktionsfirmen wie dem Schlachthof in Skærbæk und anderen Industrieunternehmen.

Die Fleggaard-Gruppe mit Hauptsitz in Kollund erzielt unter anderem in ihren zahlreichen Grenzhandel-Filialen südlich der Grenze einen Umsatz von mehr als sieben Milliarden Kronen (93,5 Mio. Euro). Die meisten ihrer Kunden kommen aus dem Norden.

„Die Ankündigung der Statsministerin ist brandneu und wird natürlich Konsequenzen haben. Wir haben Kunden aus Dänemark, Schweden und Deutschland, die bei uns ganz normale und notwendige Lebensmittel wie Fleisch, Milchprodukte und Kolonialwaren kaufen. Wir passen unsere Kapazität und Öffnung an die Nachfrage an und werden die Entwicklungen sehr genau verfolgen“, sagt Lars Mose Iversen, Direktor der Groß- und Einzelhandelskette Fleggaard und Calle.

Die Priss-Filialen haben dagegen beschlossen, ihre drei Filialen südlich der Grenze ab Samstag auf unbestimmte Zeit zu schließen.

von

Günter Schwarz – 14.03.2020