(Nakskov – Die Saftfabrik „Seimei“ auf der Insel Lolland hat beschlossen, die Produktion von Getränken einzustellen und stattdessen Desinfektionsmittel zu produzieren, das auch in Dänemark zu einer Mangelware in den Apotheken und bei den Drogerien geworden ist.

Die Saftfabrik Seimei in der Nähe von Nakskov hat beschlossen, ihre Produktion von Säften oder anderen Getränken in der kommenden Woche einzustellen und stattdessen Desinfektionsmittel für die Hände zu produzieren. Dieses wird von „Seimei“-Direktor Allan Feldt angegeben.

„Wir haben uns entschieden, in der kommenden Woche keinen frischen Saft oder andere Getränke zu produzieren. Stattdessen können wir jetzt bekanntgeben, dass wir in Zusammenarbeit mit ,Axson Clean Solutions A/S‘ die Produktion von Handdesinfektionsmittel in unserer Abfüllanlage aufnehmen werden. Im Moment ist es viel wichtiger als Saft. Wir haben in den letzten fünf Tagen hart daran gearbeitet, um alles erfolgreich zu machen, und freuen uns darauf, die ersten Flaschen in der kommenden Woche ausliefern zu können. Wir spenden weiterhin fünf Prozent des Umsatzes für wohltätige Zwecke“, schreibt das Unternehmen auf seiner Facebook-Seite.

Normalerweise verkauft „Seimei“ seine Getränke an Hotels, Restaurants und Caterer, aber dieser Verkauf ist unter der gegenwärtigen Situation mit dem Coronavirus weitgehend eingebrochen. Aufgrunddessen stand die Produktionsanlage in der Saftfabrik auf Lolland still.

Zusammen mit der „Axson Clean Solutions A/S“ haben sie jetzt die Produktion auf Desinfektionsmittel umgestellt. „Fast jede Minute ticken Anfragen über E-Mails ein, daher denke ich nicht, dass es ein Problem sein wird, das Desinfektionsmittel bei Kunden abzusetzen. Wir haben bereits eine große dänische Einzelhandelskette, die Interesse daran gezeigt hat“, sagt Allan Feldt.

Auf die frage, ob man einfach den Alkohol in die Abfüllhähne anstelle von Saft füllen und mit der Produktion von Desinfektionsmittel beginnen kann, antwortet Allan Feldt: „Nein, das kann man nicht so einfach machen. Wir sind so glücklich, dass unsere Maschinen für AFEX zugelassen sind, was bedeutet, dass sie auch für die Abfüllung von Alkohol zugelassen sind. Mit anderen Worten, sie haben eine Absaugung, die in Ordnung ist, um nicht explosionsgefährdet zu sein.“

„Nicht alle Produktionschritte sind gleich, aber wir hatten einfach Glück und Weitsicht. Aber natürlich müssen wir es von der Beredskabsstyrelsen (Notfallbereitschaftsbehörde) genehmigen lassen und die richtige Mischung zusammenstellen“, fügt er hinzu.

Die endgültige Entscheidung, die Getränkeproduktion vorübergehend einzustellen und auf Desinfektionsmittel umzusteigen, wurde am Wochenende getroffen. Seitdem arbeitet „Seimei“ daran, für ihre Etiketten, Kartons und Transportmittel verschiedene Zulassungen zu erhalten und die Maschinen selbst umzustellen.

„Wir brauchen auch zusätzliche Flaschen, aber wenn alles gut geht, werden wir morgen, am Dienstag, mit dem Abfüllen beginnen“, sagt Allan Feldt.

„Als Unternehmer finde ich es aufregend, auf eine andere Produktion umzustellen und Dinge in Gang zu bringen – für mich ergibt sch also daraus kein Problem. Ich finde es großartig, dass ich etwas Gutes tun kann. Natürlich hätte ich auch gerne eine Milliarde Flaschen Saft produziert, aber jetzt nicht, und deshalb bin ich froh, dass ich mit unseren Maschinen helfen kann, in die wir viele Millionen investiert haben“, sagt Allan Feldt.

Die minimale Saftproduktion bedeutete, das sechs Mitarbeiter auf unbestimmte Zeit nach Hause geschickt werden mussten. aber jetzt besteht wieder Bedarf an ihnen. „Unsere Mitarbeiter können zurückkommen, nachdem wir sie nach Hause geschickt hatten“, sagt Allan Feldt. „Wir waren wirklich traurig, sie nach Hause zu schicken, aber jetzt können wir ihnen möglicherweise mehr Stunden geben, als sie es früher gewohnt waren“, fügt er hinzu.

Allan Feldt gibt auch an, dass die derzeitige Situation des Mangels an Desinfektionsmittel und der umorganisierten Produktion dazu führt, dass „Seimei“ möglicherweise noch zusätzlich Personal braucht. „Es kann sein, dass wir zusätzliches Personal benötigen – wir müssen jetzt schon einmal Ausschau nach Leuten halten“, sagt er.

Die dänische Arzneimittelbehörde forderte am Sonntag alle auf, so viel wie möglich an Schutzausrüstung wie Desinfektionsmittel, Gesichtsmasken, Atemschutzmasken und Schutzanzüge zu sparen. Andernfalls könnten dem Gesundheitssektor die Schutzausrüstung ausgehen, teilte die dänische Arzneimittelbehörde in einer Pressemitteilung mit.

„Wir nehmen die Situation sehr ernst und arbeiten die ganze Woche ununterbrochen an der Beschaffung von Schutzausrüstung für das dänische Gesundheitssystem“, erklärte der Direktor der dänischen Arzneimittelbehörde, Thomas Senderovitz. Obwohl beim Versuch zu sparen keine Kompromisse bei der Sicherheit eingegangen werden sollte, betonte die Behörde gleichzeitig. „Wir müssen die Schutzausrüstung so effektiv wie möglich nutzen, ohne die Sicherheit zu beeinträchtigen“, sagte Thomas Senderovitz.

Es gibt nur ein Problem. Laut der Tageszeitung „Jyllands-Posten“ kann es für Unternehmen, die die Produktion auf Desinfektionsmittel umstellen, schwierig sein, benötigte Grundstoffe für die Produktion zu erhalten. Daher gibt Umweltministerin Lea Wermelin (Socialdemokraterne) Hilfestellung, indem sie die dänische Umweltschutzbehörde gebeten hat, auf eine EU-Zulassung zu verzichten, um es Unternehmen zu erleichtern, es herzustellen.

„Es kommt darauf an, dass wir alles tun müssen, um in Eile mehr Schutzmittel auf den Markt zu bringen. Leider können wir sehen, dass es einen erheblichen Mangel darin gibt“, sagt Umweltministerin Lea Wermelin.

Die Ministerin hofft, dass „Seimeis“-Produktionsumstellung das Problem etwas lindern kann. Sie schätzt jedoch, dass die Nachfrage weiterhin hoch bleiben wird.

Ethanolhaltiges Desinfektionsmittel kann in Dänemark frei hergestellt werden. Der Hersteller des Wirkstoffs wird aber auf einer speziellen EU-Liste geführt. Diese Anforderung wird bei „Seimei“ jetzt jedoch umgangen. Die Ministerin erlaubt auch die Herstellung anderer Arten von Desinfektionsmitteln mit anderen Zutaten. Es muss jedoch von der dänischen Umweltschutzbehörde genehmigt werden, wenn ein Unternehmen es herzustellen wünscht.

Darüber hinaus weist die Ministerin darauf hin, dass die Dispensationsregeln darin bestehen, Bürokratie abzubauen, damit die Produktion von Desinfektionsmitteln so schnell wie möglich anlaufen kann. „Ich habe die Umweltschutzbehörde gebeten, alle Anstrengungen zu unternehmen. Dann erwarte ich auch, dass .Seimei‘ innerhalb von 48 Stunden liefern kann“, sagt Lea Wermelin.

Die Befreiung der Firma von zusätzlichen Auflagen gilt von heute, Montag, den 23. März, bis zum 30. Juni 2020. Bei „Seimei“ lehnt man die Idee nicht ab, weiterhin Desinfektionmittel zu produzieren – auch wenn die Coronakrise vorbei ist.

von

Günter Schwarz – 23.03.2020