Fahrt zum Ferienhaus? – Mette Frederiksen mahnt
Die Behörden raten von Reiseaktivitäten ab, aber viele Dänen zieht immer noch in die Ferienhäuser. Ein Experte erklärt, warum es problematisch ist. Bei der Pressekonferenz am Dienstag war die Mahnung von Statsministerin Mette Frederiksen (Socialdemokraterne) klar: Die Dänen sollen nicht zu viel im Land herumreisen.
„Ich verstehe, dass Sie in ein Ferienhaus wollen, aber wir müssen die Reiseaktivitäten einschränken“, sagte Mette Frederiksen auf der Pressekonferenz im Staatsministerium.
Es wurde am Dienstag vom Direktor der Sundhedsstyrelsen (Gesundheitsamt), Søren Brostrøm, wiederholt, der sagte, dass ein echtes regionales Reiseverbot „ligger i værktøjskassen“ (liegt im Werkzeugkasten) sei, es aber eine politische Entscheidung sei, es zu verabschieden.
Am Dienstagabend veröffentlichte die Statsministerin einen Beitrag auf Facebook, in dem sie auch erklärte, dass es nicht verboten sei, ins Ferienhauses zu fahren. Sie wies aber darauf hin, dass die Dänen vor allem in den Ferien momentan nicht viel herumreisen sollten. „Wir wissen, dass die Ostertage normalerweise geschäftige Reisetage sind, und wir müssen vermeiden, dasses in diesem Jahr auch stattfindet“, schrieb die Statsministerin unter anderem.
Ansonsten haben die Corona-Krise und der Aufruf der Behörden, sich voneinander zu distanzieren, die Dänen in Massen dazu veranlasst, nach Häuschen zu suchen, in denen mehr Platz ist als in den Wohnungen in den Städten.
Beispielsweise werden derzeit bis zu 10.000 Besucher mehr als sonst in Ferienhaus-Bereichen in der Kommune Odsherred erwartet. Außerdem meldet Tuse Næs am Isefjord mehr Ferienhausgäste als gewöhnlich.
Laut Trine Mogensen, Professorin für Infektionskrankheiten an der Universität Aarhus, kann es gute Gründe geben, im Urlaub zu Hause zu bleiben. „Es gibt Orte in Dänemark, die stärker infiziert sind als andere. Und dann geht es darum, nicht viele potenzielle Überträger zu haben und die Infektion in anderen Bereichen zu verbreiten“, heißt es in ihrer Bewertung.
Ihrer Ansicht nach kann eine erhöhte Reiseaktivität von beispielsweise der am stärksten infizierten Metropolregion zu anderen Orten im Land die Ausbreitung von Infektionen verstärken. Und das kann vermieden werden, wenn die Menschen dort bleiben, wo sie sind. „Dieses ist nur eine Erweiterung der allgemeinen Botschaft der Behörden: .Bleib zu Hause’“, sagt Trine Mogensen.
Laut Trine Mogensen besteht das Problem nicht darin, dass die Leute mit ihrem eigenen Auto zu ihrem eigenen Feriehaus fahren und ansonsten ihre Vorsichtsmaßnahmen treffen. Das Problem tritt nur auf, wenn viele potenzielle Kontaminierte beispielsweise in Lebensmittelgeschäften oder Supermärkten in Gebieten zusammenkommen, die sonst von der Infektion weitgehend verschont geblieben wären. „Dann besteht ein erhöhtes Risiko, dass sich die Infektion im Land weiter ausbreitet“, sagt Trine Mogensen.
Die Reiseaktivität selbst erhöht das Infektionsrisiko nicht, wenn Sie Ihr eigenes Auto benutzen, meint Trine Mogensen. „Der öffentliche Verkehr ist etwas ganz anderes. Dieser ist sehr unpraktisch und man sollte keine öffentlichen Verkehrsmittel nehmen, es sei denn, dies ist unbedingt erforderlich“, sagt Trine Mogensen.
von
Günter Schwarz – 25.03.2020