EU-Gesetze werden vom Ferienhaus aus geregelt: „ Es gibt Dinge, die wir nicht aufschieben können“
(Faaborg) – Die sozialdemokratische EU-Abgeordnete Christel Schaldemose stimmt über Milliardenbeträge von ihrem Ferienhaus in Faaborg auf Fyn (Fünen) aus ab. Obwohl das Europäische Parlament wegen des Coronavirus geschlossen wurde, müssen von den Abgeordneten noch Entscheidungen getroffen werden.
Abstimmungen kommen über dem Weg aus dem Drucker auf dem Tisch ins Ferienhaus nach Faaborg. Mit einem Kugelschreiber markiert Christel Schaldemose, worüber sie abstimmt, fotografiert den Stimmzettel mit ihrem Handy und sendet ihn an eine spezielle Postanschrift im Europäischen Parlament in Brüssel zurück. Ihre „Wahlurne“ befindet sich in ihrem Computer. „So etwas habe ich noch nie erlebt“, sagt Christel Schaldemose.
In dem Moment, in dem sie das Bild nach Brüssel schickt, haben sie und die anderen Abgeordneten über eine Milliardensumme von Kronen bzw. eine Milliardensumme von Euro gestimmt. „Es gibt Dinge, die wir nicht verschieben können, wenn wir dafür stimmen, den Mitgliedstaaten 246 Milliarden Kronen (33 Mrd. Euro) zuzuweisen“, erklärt Schaldemose und fügt hinzu: „Das müssen wir tun, denn das Geld wird den Europäern in der Coronakrise helfen. Aber es ist eine ganz besondere Situation. Besonders wenn Sie einen Job haben, der so international geprägt ist.“
Christel Schaldemose ist seit dem Tag in Dänemark, nachdem Statsministerin Mette Frederiksen (Socialdemokraterne) am Mittwoch, dem 11. März, große Teile Dänemarks geschlossen hat. „Ich habe so etwas noch nie erlebt. Es gab Ängste vor Terroranschlägen und anderen Herausforderungen, bei denen wir zum Beispiel nicht nach Brüssel fliegen konnten, aber das jetzt hier ist viel umfangreicher und noch beängstigender“, sagt Christel Schaldemose.
Jetzt ist sie auf Fyn in ihrem Zuhause, wo sie die politische Arbeit von Faaborg aus fortsetzt. Inzwischen wurden alle Abgeordnete in ihre Wohnungen in Brüssel nach Hause geschickt. Schaldemose hat täglich Kontakt zum EU-Parlament über das Internet.
„Eines der Dinge, die ich festgestellt habe, ist, dass es einen großen Unterschied macht, voneinander getrennt zu sein. Es ist auch recht etwas schwieriger, meine italienischen, spanischen, französischen und sonstigen Kollegen online zu sprechen. Wir müssen physisch zusammen sein, denn persönlicher Kontakt bedeutet viel und macht vieles leichter“, sagt die Abgeordnete des Europäischen Parlaments.
Die Abstimmungen, an denen Christel Schaldemose teilnimmt, sagen den europäischen Mitgliedstaaten Geld zu, damit sie ihre Unternehmen und Arbeitsplätze absichern können, sagt sie.
von
Günter Schwarz – 26.03.2020