Flensburgs Stadtwerke bereitet Notfall vor
(Flensburg) – Auf Ölplattformen, in der Offshore-Windkraft oder bei Lkw-Fahrern ist es üblich, zwei Wochen nonstop zu arbeiten. Doch diese Arbeitszeiten sind keineswegs normal in anderen Branchen wie z. B. bei Stadtwerken. Die Mitarbeiter der Flensburger Stadtwerke bereiten sich aber auf eine solche Situation vor. Denn sollten zu viele Kollegen durch das Coronavirus gleichzeitig ausfallen, muss ein Team die Leitwarte durchgängig besetzen.
Von der hochmodernen Leitwarte aus regeln die Mitarbeiter die Gas- und Dampfturbinenanlage sowie die Kohlekessel. Fast alle Flensburger Haushalte nutzen die Fernwärme und den Strom, die hier produziert werden. „Es ist sozusagen das Gehirn der Stadtwerke“, meint Unternehmenssprecher Peer Holdensen. Auch Glücksburg, Harrislee und die Gemeinde Wees hängen am Flensburger Netz.
Wenn bei einer Krankheitswelle, die sich wie das Coronavirus zur Zeit weiterhin ausbreitet, gleichzeitig viele der Kollegen ausfallen sollten, entsteht ein Problem. Damit dann nicht Fernwärme und Strom in der Stadt und den angeschlossenen Gemeinde ausfallen, haben die Stadtwerke einen Notfallplan ausgearbeitet. Dieser sieht vor, dass sich 20 Mitarbeiter in der Leitwarte weitgehend einschließen. Schon jetzt ist der Zutritt streng reglementiert. Tritt der Notfall ein, darf keiner mehr rein und raus.
Einen Schlafsaal gibt es dort jedoch nicht, und deshalb liegen schon jetzt Matratzen auf Fluren und zwischen älteren Schaltpulten in einem Nebenraum. Für Essen ist ebenfalls gesorgt. Die Universität hat den Stadtwerken sogar Fitnessgeräte zur Verfügung gestellt. Auch Fernseher sowie Spielekonsolen wurden aufgestellt. „Die Kollegen arbeiten dann in zwei Schichten immer zwölf Stunden und hätten zwölf Stunden frei. Da müssen sie beschäftigt sein“, stellt Holdensen fest.
Noch ist es aber nicht so weit. Jeden Morgen bewertet die Unternehmensleitung die Lage neu. Im Verwaltungsgebäude herrscht bereits jetzt wenig Betrieb. Viele arbeiten von zu Hause aus. Die Leitwarte lässt sich aber nicht fernsteuern. Im schlimmsten Fall stehen auch weitere Mitarbeiter bereit.
„Wir registrieren eine extreme Hilfsbereitschaft,“ berichtet der Stadtwerke-Sprecher und merkt an: „Es haben sich Rentner und Kollegen gemeldet, die früher mal in der Schaltwarte beschäftigt waren, auf die wir dann zurückgreifen würden.“
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NDR / Günter Schwarz – 27.03.2020