Die Coronakrise ist laut einigen Medien zu ernst, um sich über den 1. April lustig zu machen. Andere argumentieren, dass wir etwas zum Lachen brauchen und dass es momentan durchaus angebracht ist.

Heute ist der 1. April, und es gibt eine Tradition, dass auch die dänischen Medien einige lustige Nachrichten verbreiten, die nicht wahr aber lustig sind.

Aber diese Tradition sollte heute nicht in die Praxis umgesetzt werden – zu einer Zeit, in der die ganze Welt unter einer Coronapandemie leidet, die die gesamten Nachrichten ausfüllen und das Leben der Menschen weltweit verändert.

In der Fachzeitschrift der Journalisten „Journalisten“ fordert Ernest Poulsen, Journalist und Medienberater, die Medien in einem Beitrag auf, in diesem Jahr eine Pause von der Tradition einzulegen. „Können wir die April-Nachrichten nicht überspringen, solange die Top-Nachrichten in allen Medien darüber handeln, wie viele Dänen heute gestorben sind?“ fragt er.

Über das kulturelle Medium „Heartbeats“ schreiben die Journalisten Ditte Giese und Thomas Balslev klagend: „Die Zeit ist nicht geeignet für ,Onkel Humor‘.“

„Wir stornieren hiermit die Aprilscherz-Seite 2020, genau wie alles andere Spaßiges. Die Welt ist in diesen Tagen ein zu surrealer und beängstigender Ort für Scherze und Witze (…). Also werden wir zum 1. April keinen einzigen Witz veröffemtlichen.“

Das ist aber alles andere als ein Konsens. Der Fernsehsender TV 2 hat eine Reihe dänischer Medien nach ihren Bedenken zu Aprilscherzen befragt. Im Folgenden können Sie lesen, wie sie sich verhalten.

Berlingske: „Nein!“

Chefredakteur Tom Jensen: „Wir bringen dieses Jahr keinen Aprilscherz heraus. Dieses ist auf die besonderen Umstände der Epidemie zurückzuführen. Nicht, dass die Situation auch keinen Humor erfordert, weil dies der Fall ist, aber die Realität ist im Moment einfach so grotesk, dass Aprilscherze in den publizistischen Medien unmögliche Auswirkungen haben werden, schätzen wir. Wir werden die Scherze also bis nächstes Jahr aufbewahren, wenn hoffentlich wieder alles normal ist.“

Politiken: „Schauen Sie in die Zeitung“

Chefredakteur Christian Jensen: „Es ist der 1. April, und es geht darum zu sehen, was passiert. Schauen Sie also heute in der Zeitung genau hin. Obwohl die Welt ernst ist und sich gerade von ihrer sehr ernsten Seite zeigt, sollten wir das Schmunzeln nicht vergessen.“

Ekstra Bladet: „Ja!“

Chefredakteur Poul Madsen: „Wir erlauben uns wie gewohnt einen kleinen Aprilscherz. Dänen brauchen ein kleines Lächeln.“

Information: „Schauen Sie in die Zeitung“

Chefredakteur Rune Lykkeberg: „Sollten wir einen Aprilscherz haben, müssen Sie die Zeitung öffnen, um hineinzusehen.“

Auf die Frage, ob die Zeitung verstehen kann, dass sich einige Medien dafür entscheiden, dieses Jahr keinen Aprilscherz zu machen, lautet die Antwort der Redakteurin: „Ja, ich kann die Argumentation verstehen, dass es ernste Zeiten sind. Ich kann aber auch die gegenteilige Argumentation verstehen; dass wir gerade in ernsten Zeiten etwas Spaß haben müssen.“

Bornholm Amtsblatt: „Nein!“

Chefredakteur Øjvind Hesselager: „Leser, die im Bornholm’s Journal nach einer April-Ausgabe suchen, werden vergebens suchen. Die heutige Realität mit Coronavirus ist so barock und ernst, dass die Zeit sich nicht für falsche oder scherzhafte Nachrichten eignet. Die Glaubwürdigkeit der Medien gerät damit auch in die Krise, und die Glaubwürdigkeit ist besonders im Moment von entscheidender Bedeutung. Deshalb haben wir die Tradition von Jahren ausgesetzt.“

BT: „Nein!“

Chefredakteur Michael Dyrby: „Wir bringen keine Aprilscherze, weil wir uns nicht darum kümmern. In den letzten Jahren sind die Ideen dazu immer minderwertiger geworden, und am Ende macht es einfach keinen Spaß mehr. Deshalb haben wir es ganz aufgegeben.“

Jyllands-Posten: „Nein!“

Chefredakteur Jacob Nybroe: „Jyllands-Posten bringt wie in den Vorjahren keinen Aprilscherz heraus. Das Wichtigste, was wir in in unserer Zeitung hochhalten, ist, dass wir zuverlässig sind. Wir wollen diese Position nicht gefährden. Das heißt nicht, dass Aprilscherze nicht besonders lustig sein können, und das begleitende Lächeln oder Lachen kann in dieser Zeit auch sehr willkommen sein.“

TV 2: „Nein“

Nachrichtendirektor Mikkel Hertz: „Die vielen Dänen, die die täglichen Nachrichten von TV 2 verfolgen, sollten niemals daran zweifeln, ob es sich um einen auf Fakten basierenden Journalismus handelt oder ob es sich um eine ,April-Ausgabe‘ handelt, der aus guten Gründen nicht vertraut werden kann.“

Deshalb bringt TV 2 wie in den Vorjahren keine Aprilscherze. Gleiches gilt für Danmarks Radio (DR).

von

Günter Schwarz – 01.04.2020