(Bornholm) – Heute sind 74 Jahre vergangen, seit die Russen Bornholm nach knapp einem Jahr Besatzungzeit verlassen haben. Die Russen verließen viele Orte auf Bornholm und benutzten dazu die Bornholmer Eisenbahnen bis zuletzt.

Am 5. April 1946 zogen die Russen von Bornholm ab, die die dänische Insel seit dem 09. Mai 1945 besetzt hielten. Sie waren somit etwa 11 Monate auf der Insel. Die Russen sahen sich als Befreier, aber die Bornholmer sahen die Präsenz der Sowjetmacht auf der Insel etwas anders.

Es gibt viele unbestätigte Gerüchte über die Russen, wie z. B. das Gerücht, dass die unter anderem den gesamten Alkohol der Insel „weggesoffen“ haben sollen. Eine Sache ist allerdings kein Gerücht, sondern es ist Tatsache, wann sie die Insel verlassen haben.

„Alles, was die Russen eingesammelt haben, musste nach Rønne gebracht werden, wo es verschifft werden sollte“, sagt Sten Møller, Sprecher der Dokumentation „Auf den Spuren Bornholms“, die über die Bornholmer Eisenbahn während des Krieges berichtet.

„Es dauerte drei Wochen, in denen sie nichts anderes taten, als das gesamte Material, das die Russen zusammengetragen hatten, nach Rønne zu fahren. Also mussten einige Züge fahren – sowohl aus Allinge als auch aus Nexø“, erklärt Bent Boesen, der sich seit vielen Jahren mit der Geschichte der Bornholmer Eisenbahn befasst und Bücher zu diesem Thema geschrieben hat.

„Die Kriegsbeute der Russen wurde auf die Güterwagen gestapelt, und jeder Wagen wurde von ein oder zwei Russen bewacht. In den meisten Fällen erreichten sie auch Rønne mit voller Ladung, aber es kam vor, dass einige Russen, alte Betten, Klaviere und was sie sonst noch mitschleppten, verloren. Dann hielt der Zug an, man hob Dinge auf und fuhr weiter“, sagt Bent Boesen und fährt fort: „Damals fuhren also sehr viele ziemlich spezielle Güterzüge.“

Der inzwischen verstorbene Svend Lund Petersen arbeitete auf der Strecke und hat mehrere Geschichten über die Eisenbahn geschrieben. Er war im Einsatz am Bahnhof in Rønne Nord, um die Russen von Bornholm zu verabschieden, und er beschrieb es als Mülldeponie von Dingen. „Er hatte noch nie so viel auf dem Bahnhof gesehen. Von allen möglichen seltsamen Dingen. Es gab Musikinstrumente, es gab Möbel, es gab alles Mögliche“, sagt Sten Møller.

von

Günter Schwarz – 05.04.2020