Die Kirche trotzte Weltkriege, Cholera und die Spanische Grippe – aber sie erliegt zu Ostern der Corona!
(Kalundborg) – In den 800 Jahren hat die Kirche „Vor Frue Kirke“ (Unserer Frau Kirche) in Kalundborg nie geschlossen. Bis jetzt. Doh in diesem Jahr finden in der Kirche erstmalig keine Ostergottesdienste statt. Sie hat allem getrotzt, von Weltkriegen über Cholera bis hin zur Spanischen Grippe.
Der Ostergottesdienst in der „Vor Frue Kirke“ in Kalundborg wurde noch nie abgesagt, aber die Coronapandemie hielt an diesem gestrigen Palmsonntag die Türen der über 800 Jahre alten Kirche geschlossen, und es wird auch zu Ostern so sein.
„Offiziell wurde die Kirche in der Vergangenheit nicht auf diese Weise geschlossen“, sagt Søren Juul, Vorsitzender des Kirchengemeinderates der Kirche „Vor Frue Kirke“.
„Es ist schwer zu dieser Zeit, weil jeder in die Kirche gehen will. Nicht zuletzt, weil Ostern direkt vor uns liegt, ist es schwer zu erklären, dass sie nicht hereinkommen dürfen. Aber wir müssen das tun.“
Die Kirche ist menschenleer, weil sich nicht mehr als zehn Menschen versammeln dürfen. Und es ist etwas anderes zu tun, als es jemals in der Geschichte getan werden musste.
Søren Juul ist seit 40 Jahren als außerordentlicher Professor am Kalundborg Gymnasium beschäftigt, wo er Geschichte unterrichtet und daher weiß, wie die Kirche im Laufe der Jahrhunderte der Gesellschaft gedient hat.
„Die Kirche wurde nie geschlossen, weil sie früher eine andere Stellung in der Gesellschaft hatte. In der Kirche wurden die Infizierten isoliert, und sie blieb offen. Während der Cholera in den 1850er Jahren gab keine Isolation wie heute“, sagt Søren Juul.
Die Kirche „Vor Frue Kirke“ gehört zum Stadtbild von Kalundborg. Sie stammt aus dem Anfang des 13. Jahrhunderts. „Unseren Unterlagen nach wurde die Kirche zwischen 1200 und 1230 erbaut“, sagt Søren Juul.
Es ist eine sehr einzigartige Kirche in Nordeuropa, und jetzt steht sie aus einem ganz anderen Grund in den Geschichtsbüchern. „Sie wurde nie geschlossen und als das Haus Gottes stets offen gelassen. Während der Kriege wollten die Menschen in die Kirche gehen, um dort Trost finden, und jetzt dürfen sie es nicht“, sagt Søren Juul.
Der Pfarrer in der Kirche „Vor Frue Kirke“, Morten Pedersen erklärt, er habe noch nie erlebt, dass er keinen Ostergottesdienst abhalten konnte. „Aber so ist es jetzt eben. Wir brauchen einige Orte, an denen wir uns in Versammlungen treffen können, an denen wir unseren Glauben und unsere Zweifel und Sorgen teilen können.“
Aus diesem Grund hat die Kirche „Vor Frue Kirke“ Gottesdienste aufgezeichnet, die sie auf ihrer Website und in ihren sozialen Medien veröffentlicht. „Auf diese Weise versuchen wir, denjenigen, die über das Internet verfügen, das Evangelium zu predigen“, sagt Morten Pedersen.
Es gibt jedoch eine große Gruppe von Senioren, die kein Internet haben und keine Osterdienste feiern können. „Aber das Positive ist, dass wir andere erreichen und mehr, als wenn wir diese Aufnahmen nicht gemacht hätten“, meint Morten Pedersen.
von
Günter Schwarz – 06.04.2020