Pastor sang vom Kirchturm: „Dieses war mein erstes Mal“
(Gram) – Pfarrer Johannes Gjesing liess sich etwas einfallen, da der Ostergottesdienst am Sonntag nicht in der Kirche stattfinden konnte. Es brachte ihn dazu, etwas Neues auszuprobieren.
Die aktuelle Situation mit Covid-19 bedeutet, dass wir uns in Dänemark immer noch nicht in Versammlungen von mehr als zehn Personen treffen können. Das hat auch der Tradition der Ostergottesdienste ein Ende gesetzt.
So war es auch in der Gram Kirke der Fall. Aber hier in dem Ort der Kommune Haderslev im nördlichen Sønderjylland (Südjütland) könnte das Virus dazu geführt haben, dass die Gläubigen zukünftig eine ganz neue Ostertradition haben werden. Auf jeden Fall entschied sich der Pastor von Gram und Fole, Johannes Gjesing, den Ostergottesdienst auf eine etwas untraditionelle Weise zu feiern.
Er nahm das Gesangbuch in die Hand, stieg in den Kirchturm der Gram Kirke und sang in Begleitung einer Trompete zu der Gemeinde. „Es war für mich das erste Mal. Doch der Ostertag ist ein großer christlicher Feiertag, also musste ich mir etwas besonderes ausdenken“, sagt Johannes Gjesing.
Um die Kirche und auf dem Friedhof versammelten sich mehrere Menschen in einiger Entfernung, um mitzusingen und ihren Pastor die Kirchenlieder „Som forårssolen morgenrød“ (Wie der Frühlingssonne Morgenrot) und „Krist stod op af døde“ (Christus stand auf von den Toten) singen zu hören.
„Ich war nicht nervös. Na ja, vielleicht ein bisschen, wenn ich es überhaupt so sagen kann. Aber wir machten es so gut wir können, und mehr konnten wir nicht tun“, sagt Johannes Gjesing.
Oben im Kirchturm erhielt der Pastor zunächst ein kleines Glas Portwein, so dass seine Stimme klar wurde.
Während Weihnachten noch so gefeiert wurde, wie wir es kennen, war es an diesem Osterfest ganz anders. Johannes Gjesing sang oben vom Kirchturm herab, während die Gemeinde unten mit dem Gesangbuch in der Hand mitsang. Er ist seit 2007 Pastor in Gram, und diesmal war es etwas ganz Besonderes – nicht nur für ihn.
„Ich denke, die Leute werden darüber nachdenken, wie verletzlich das Leben wirklich ist. Dass es nicht nur etwas ist, das selbstverständlich ist und dass es leicht enden kann. Dies sind genau einige der Dinge, an denen die Kirche auch arbeitet und versucht, eine Meinung dazu zu äußern“, sagt Johannes Gjesing.
von
Günter Schwarz – 13.04.2020