(Vadum) – Am vergangenen Sonntag, dem 26. April, war es 80 Jahre her, dass ein zweimotoriger englischer Bomber vom Typ Armstrong Whitworth A.W.38 Whitley beim Aufklärungsflug von dem von Deutschland besetzten Flughafen in Aalborg aus abgeschossen wurde. Die Gedenkveranstaltung hätte am Sonntag stattfinden sollen, aber die Coronakrise hat die Veranstaltung verhindert.

Das diesjährige Gedenken an die vier englischen Flieger, die am 26. April 1940 im Hochmoor von Store Vildmose ihr Leben verloren haben, wurde wie so vieles anderes abgesagt. „Es ist ein bisschen schade, wenn wir hier den 80. Jahrestag der Veranstaltung feiern“, sagte Kommunikationsdirektor des Vendsyssel Historiske Museum, Jens-Christian Hansen.

Das Flugzeug, ein Whitley-Bomber, der als Aufklärungsflugzeug flog, war zusammen mit einem anderen Flugzeug in Schottland gestartet, um den von Deutschland besetzten Flughafen Aalborg zu fotografieren. Aber über dem Flugplatz wurde die Maschine von einer Flak der Flugabwehr getroffen. „Sie bekam einen Treffer in einem Flügel, an dem ein Motor angebracht ist. Das Flugzeug brannte, und es war noch reichlich Treibstoff an Bord, das sich in den Flügeln befand, um nach Schottland zurückzufliegen, und die Besatzung entscheid, es trotz des Treffers zu versuchen“, sagt Jens-Christian Hansen.

Vincent Barr / Foto: Vendsyssel Historiske Museum

Aber jenseits des Hochmoores Store Vildmose hatte sich das Feuer im Flugzeug so ausgebreitet, dass die Besatzung beschloss, mit dem Fallschirm abzuspringen. „Es gelang allerdings nur einem, der hinausspringen konnte. Es war Vincent Barr, der Copilot, der in dem Moment hinaussprang, als die Maschine so stark brannte, dass man sie nicht mehr in der Luft halten konnte“, sagte Jens-Christian Hansen.

Der große Bomber stürzte auf einem Feld im Store Vildmose fast senkrecht in den Boden. Der einzige Überlebende war die Copilot des Flugzeugs, der in seinem Fallschirm landete. Er ging dann den Blokhusvej entlang und klopfte an die Tür des ersten Hauses, auf das er traf.

„Die Leute im Haus, Ingvartine und Niels Andersen, hatten es wahrgenommen, als das Flugzeug abstürzte, also öffneten sie ihm die Tür und boten ihm Schutz an“, sagt Jens-Christian Hansen.

Ingvartine und Niels Andersens Haus, ca. 1962 / Foto: Vendsyssel Historiske Museum

Vincent Barr war während des Beschusses vom Flughafen aus am Bein verletzt worden. Um die Wunden kümmerte sich die Tochter im Haus, Helga. Die Bewohner des Hauses riefen den Landpolizist an, der die Deutschen infornierte.

„Was hätte der Landpolizist in der Zeit tun sollen? Es gab keine Fluchtwege mehr nach Schweden. Wir sprechen über die Zeit zweieinhalb Wochen nach der Besetzung Dänemarks durch die Deutschen. Als es darum ging, einen Kutter aus Sæby oder Ålbæk zu organisieren, war es nicht mehr möglich. Der Landpolizist hatte also keine andere Möglichkeit, obwohl er weiß Gott nicht deutschfreundlich war“, sagte Jens-Christian Hansen.

Die vier Toten an Bord des Flugzeugs wurden anschließend auf dem Vadum-Friedhof beigesetzt. Vincent Barr verbrachte fünf Jahre in deutscher Kriegsgefangenschaft, bevor er nach dem Krieg nach England zurückkehrte. Er hat die Absturzstelle nie besucht, weil er sich schuldig fühlte, der einzige Überlebende des Flugzeugs zu sein, aber seine beiden Töchter haben die Absturzstelle inzwischen mehrmals besucht.

Fünfzehn Nachkommen von Vincent Barr, einschließlich seiner beiden Töchter, sollten am Sonntag am 80. Jahrestag des Abschusses teilnehmen.

Gräber auf dem Friedhof in Vadum heute / Foto: Vendsyssel Historiske Museum

von

Günter Schwarz – 28.04.2020