Seit die dänisch-deutsche Grenze den Grenzhandel geschlossen hat, sind die Umsätze in den Lebensmittelgeschäften auf der dänischen Seite der Grenze gestiegen.

Der Grenzhandel auf deutscher Seite ist mehr oder weniger ins Stocken geraten, seit die Dänen die Grenze am 14. März schlossen und die Deutschen am 16. März nachgezogen haben. Stattdessen hat sich der Handel in die Grenzlebensmittelgeschäfte auf der dänischen Seite der Grenze verlagert. Dieses zeigt sich bei Super Brugsen in Tinglev, wo Martin Brønd Filialleiter ist.

Hier verkaufen sie mehr Bier, Wasser, Wein und Süßigkeiten als vor der Coronakrise und der Grenzschließung. „Anfangs war der Kundenstrom rückläufig, aber die Leute kauften mehr Waren ein. Doch im Moment kommen auch wieder mehr Kunden und ihre Einkäufe erreichen wirklich vernünftige Umsätze“, sagt Martin Brønd.

Wein ist eines der Produkte, von denen Martin Brønd heute mehr verkauft als je zuvor. Heute wird in seiner Filiale viermal mehr Wein verkauft als zuvor. „In den wenigen Wochen, in denen Dänemark geschlossen wurde, haben wir den Weinabsatz tatsächlich vervierfacht“, sagt Martin Brønd.

Die Salling Group, die die Filialen Føtex und Bilka betreiben, verzeichnet ebenfalls eine Umsatzsteigerung in Sønderjylland (Südjütland). „Die geschlossene Grenze hat erhebliche Auswirkungen gehabt. Wir können es bemerken, dass beim Verkauf von Waren, die wir in Sønderjylland normalerweise nicht viel verkaufen, dieses sind hauptsächlich Bier, Wasser und Wein, aber auch Süßigkeiten und Reinigungsprodukte, erheblich gestiegen sind“, sagt der Pressesprecher der Salling Group, Kasper Reggelsen.

Die Situation unterstreicht laut Kasper Reggelsen, dass der Grenzhandel ein Problem darstellt. „Wir haben nicht diese Folgen erwartet, steigende Umsätze zu erzielen oder den Grenzhandel in Frage zu stellen. Die Verkäufe der letzten Wochen veranschaulichen jedoch das Problem des Grenzhandels, auf das wir und viele andere im Laufe der Jahre sehr deutlich hingewiesen haben“, sagt Kasper Reggelsen.

John Wagner, Geschäftsführer von De Samvirkende Købmænd (Die kooperierenden Kaufmänner), begrüßt die Tatsache, dass die Lebensmittelgeschäfte auf der dänischen Seite der Grenze derzeit einen Umsatzanstieg verzeichnen. „Es besteht kein Zweifel, dass die geschlossenen Grenzen für viele Geschäfte, die ansonsten einem unfairen Grenzhandel ausgesetzt sind, massive zusätzliche Verkäufe bedeuten. Aber es hat einen tragischen Hintergrund“, sagt John Wagner.

John Wagner ist Geschäftsführer von De Samvirkende Købmænd. Er glaubt, dass der Verkauf in den Grenzlebensmittelgeschäften ein gutes Beispiel dafür ist, dass die dänische Mehrwertsteuer auf Lebensmittel gesenkt werden sollte.

Er ist – genau wie der Pressesprecher der Salling Group – der Ansicht, dass der Trend zu höheren Umsätzen in den Grenzlebensmittelgeschäften während der Genzschließung deutlich macht, zu betonen, dass die Grenzgeschäfte in Deutschland den Handel von den Geschäften auf der dänischen Seite der Grenze übernehmen. „Jetzt sehen wir klar, dass die dänischen Steuern dazu führen, dass Menschen aus dem Land fahren, um Lebensmittel in Deutschland einzukaufen. Wenn wir preislich wettbewerbsfähig wären, hätten wir diesen Handel zu Hause“, sagt John Wagner.

John Wagner ist daher der Ansicht, dass die Mehrwertsteuer auf Lebensmittel gesenkt werden muss, damit die Preise in den dänischen Lebensmittelgeschäften mit denen der Grenzgeschäfte auf deutscher Seite konkurrenzfähig sind. Die Finanzierung der ermäßigten Steuern könnte durch höhere Umsätze gut gedeckt sein“, meint John Wagner.

Deutschland betrachtet den Grenzhandel nicht als „würdigen Zweck“ für Dänen, die in das Land zum Einkaufen einreisen möchten.

Die dänisch-deutsche Grenze bleibt der momentan gültigen Regelung nach bis zum 10. Mai geschlossen. Ob und wie lange danach die Grenze noch geschlossen bleibt, hängt von der weiteren Entwicklung in der Coronakrise ab.

von

Günter Schwarz – 01.05.2020