kultur.INsite – Für Systemrelevanz bitte nicht nur klatschen
In unserer derzeitigen Krise bejubelt man immer wieder gern die sog. „systemrelevanten Berufe“ wie Pflegekräfte, Ärzt*innen oder auch die Verkäuferin an der Kasse unserer Supermärkte… kurz: all jene Berufe, die bei immer schon schwierigen Arbeitsbedingungen am beschissensten bezahlt werden.
Nicht zu vergessen sind dabei aber auch unsere Rettungssanitäter, Polizisten, Lkw-Fahrer sowie die Beschäftigten der Müllabfuhr und die ganz simplen Putzfrauen, die alltäglich dafür sorgen, dass die momentan so sehr geschätzte Hygiene von uns einfachem Volk sowie den hohen Herrschaften aus der Bundes- und Landespolitik nebst den ihnen stets verbundenen Bonzen aus der Wirtschaft überhaupt eingehalten werden kann. Oder hat jemand schon einmal einen Friedrich Merz, eine Angela Merkel, Matthias Müller (VW-Chef), Christian Sewing (Chef Deutsche Bank) Staub wischen oder gar der Feudel schwingen sehen???
Keine Seltenheit sind dabei Ärzt*innen oder Krankenschwestern, die „mal eben“ 48-Stunden-Schichten fahren bei einer kompletten Unterbesetzung oder Kassiererinnen, die sich beim Hin- und Herwuchten von Lagerpaletten einen Hexenschuß einfangen. Das ganze zu miesen Löhnen und wenig Beachtung durch die Gesellschaft… und nun klatschen alle. Das mag eine nette Geste sein – nutzt den Betroffenen jedoch null und hilft ihnen auch nicht, ihre Miete zu bezahlen – besonders wenn sie eine Wohnung von der Vonovia oder der Deutsche Wohnen bezogen haben.
Es wäre sehr wünschenswert, die jetzt in der Krise sichtbare Relevanz dieser Berufe auch nach der Krise zu entlohnen und z. B. Löhne anzuheben. Zumindest wäre dieses ein fairerer Zug, als die Vorstandsmitglieder der Unternehmen weiter hochzuschrauben und ihre Boni neben ihren ohnehin überzogenen Gehatszahlungen einzukassieren… Ob die Herrschaften sich nämlich ins Büro schleppen, ist fast egal – das merkt sowieso niemand im Betrieb. Eine fehlende Krankenschwester oder ein fehlender Arzt wäre da weitaus tiefschürfender, denn das kann über Leben und Tod eines Menschen entscheiden! Ebenfalls will wohl niemand erleben, dass im Lager der Supermärkte Palettenweise Klopapier verschimmelt, weil keine der Verkäuferinnen mehr da ist, um den Wumms ins Regal zu räumen.
Politik und Gesellschaft wären da gefragt, eben auch NACH unserer Krise ein Zeichen zu setzen… Wir sind sehr gespannt, was dabei heraus kommt. – sonders für die ach so sehr geschätzten systemrelevanten Beschäftigten!