Das deutsche Forschungsschiff „Polarstern“ aus Bremerhaven soll durch die Arktis driften, um Daten zum Klima und dessen Veränderung zu sammeln. Doch das Coronavirus bremst auch das Projekt jetzt aus.

Seit rund sieben Monaten driftet das Forschungsschiff „Polarstern“ – angedockt an eine Eisscholle – durch die Arktis. An Bord befinden sich rund hundert Wissenschaftler aus aller Welt. Doch nun muss die „Polarstern“ ihren eisigen Standort vorerst zurücklassen.

Normalerweise werden auf dem Schiff die Forschungsteams alle drei Monate ausgewechselt. Doch die russischen Versorgungsschiffe, die bislang für den Wechsel eingesetzt wurden, dürfen nicht mehr fahren – die Inselgruppe Spitzbergen ist Corona-bedingt gesperrt.

„Wir wussten nicht, ob wir mit der Expedition weitermachen können. Aber es ist uns jetzt gelungen, einen Alternativplan aufzustellen“, erklärt Expeditionsleiter Markus Rex vom Alfred-Wegener-Institut (AWI). Er hätte schon längst wieder an Bord der „Polarstern“ sein sollen. Doch nun sitzt er in einem Hotel in Bremerhaven für 14 Tage in Quarantäne.

„Nach langem Herumtelefonieren konnten wir zwei stillgelegte deutsche Forschungsschiffe auftreiben. Die holen jetzt die Wissenschaftler nach der Quarantäne in Bremerhaven ab und bringen sie zur ,Polarstern‘ an der arktischen Eiskante vor Spitzbergen. Dort findet dann der Crew-Wechsel statt“, erklärt Markus Rex.

Das deutsche Forschungsschiff „Polarstern“ driftet in der Arktis.
Foto: Alfred-Wegener-Institut

Seit Beginn der Expedition Ende September 2019 hat das Forschungsschiff bereits eine beachtliche Strecke zurückgelegt. Die „Polarstern“ driftete dabei weit stärker nach Süden als ursprünglich gedacht. Damit könnte die Eisscholle, auf der das Forschungscamp eingerichtet wurde, mit steigenden Temperaturen dünner und instabiler werden.

Keine gute Voraussetzung, um die Eisscholle mit einem Teil der Forschungsinstrumente nun zurückzulassen. Wenn alles gut geht, rechnen die Wissenschaftler mit einer drei- bis vierwöchigen Unterbrechung wegen der ungeplanten Fahrt der „Polarstern“ nach Spitzbergen.

Das sei jedoch zu verkraften, sagt Martin Schneebeli. Der Schneeforscher vom WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung in Davos war Anfang des Jahres auf der „Polarstern“.

„Das ist eine Expedition, kein Ausflug. Es ist kein geplantes Laborexperiment, bei dem man manchmal die Experimente wiederholen kann. Da muss man damit rechnen, dass nicht alles perfekt läuft“, erklärt Schneebeli.

Er sei froh, dass die Expedition überhaupt weitergeführt werden könne. Wenn möglich bis zum geplanten Abschluss im Oktober – trotz aller Corona-Widrigkeiten.

von

Günter Schwarz – 13.05.2020