Tourismusdirektoren: „Jetzt ist die Katastrophe fast vollständig“
Ohne norwegische und deutsche Touristen wird es viele Arbeitsplätze im Tourismus kosten, glaubt der Direktor von „Turisthus Nord“, während der Direktor von „Sol og Strand“ die Situation mit einer Katzenklappe vergleicht.
Die norwegische Statsministerin Erna Solbergs hat heute früh angekündigt, dass sich die Norweger darauf vorbereiten müssen, ihre Sommerferien in Norwegen zu verbringen, wodurch sie eine neue Schockwelle durch die Tourismusindustrie in Nordjylland (Nordjütland) sendet.
„Die Katastrophe ist nahezu vollständig!“ klagt ein erschütterter René Zeeberg, der zu dieser Jahreszeit in seinem Büro in Skagen normalerweise von norwegischen und deutschen Touristen umgeben ist. Er hat keinen Zweifel daran, dass es eine sehr ernste Situation mit großen Konsequenzen ist, wenn auch die norwegischen Touristen im Sommer ihr Geld nicht in Nordjylland ausgeben. „Das sind sehr düstere Aussichten, und es wird sicherlich Jobs in der Branche kosten“, prognostiziert er.
Die norwegische Statsministerin sagte heute auf einer Pressekonferenz, dass die Regierung den Norwegern rät, diesen Sommer nicht ins Ausland zu reisen. Die einstweilige Verfügung gilt bis zum 20. August, weshalb die Norweger ihre Sommerferien in Norwegen verbringen müssen, sagte die Statsministerin.
Bis zum 15. Juni wird die Regierung jedoch noch prüfen, ob es den Norwegern möglich sein sollte, innerhalb der nordischen Länder zu reisen. Gleichzeitig wird die Regierung prüfen, ob ausländische Touristen nach Norwegen reisen können sollten. „Allein ohne die Norweger sieht es nicht gut aus. In Skagen machen die Norweger 35 Prozent des Umsatzes aus, während sie im Rest der Kommune Frederikshavn etwa 20 bis 25 Prozent ausmachen“, erklärt René Zeeberg.
„Aber was noch wichtiger ist, unsere ausländischen Touristen tragen dazu bei, die Touristensaison zu verlängern. Die dänische Hochsaison dauert nur drei Wochen, aber bei den ausländischen Touristen dauert die Saison drei Monate“, erläutert er.
Von der Hausvermietungsagentur „Sol og Strand“ in Løkken ist Direktor Per Dam jedoch etwas optimistischer und blickt nach Süden statt nach Norden.
„Deutschland ist schon bereit, die Grenze zu Dänemark zu öffnen, und ich hoffe, dass bereits nächste Woche eine Vereinbarung mit der dänischen Regierung getroffen werden kann, damit Deutsche mit einem Mietvertrag die Grenze überqueren und in Dänemark Urlaub machen können“, sagt er.
„Es sind jedoch zwei Parteien erforderlich, um eine Lösung zu finden. Ich hoffe aber, dass auch mit Norwegen eine Lösung gefunden werden kann, damit wir uns unseren beiden größten Märkten öffnen können. In meinen Augen ist es nicht unmöglich, eine Lösung zu finden. Denn wenn Erna Solberg sich so ausdrückt, besteht die Möglichkeit, in naher Zukunft eine Lösung zu finden – sonst hätte sie es anders gesagt“, schätzt Per Dam.
In Skagen muss sich René Zeeberg jedoch auch an jeden Strohhalm klammern, bevor er die Hoffnung ernsthaft aufgibt.
Er hat seine Hoffnung auf die neueste Analyse von „Voxmeter“ für Danmarks Radio zum Ausdruck gebracht, aus der hervorgeht, dass 35 Prozent der Dänen einen Urlaub in Nordjylland planen, dem mit Abstand beliebtesten Urlaubsziel für Dänen in Dänemark.
„Immerhin ist es eine Grundlage. Jetzt müssen wir alles tun, um zu retten, was zu retten ist, und so viele Touristen wie möglich nach Nordjylland bringen. Ansonsten… jetzt bin ich noch nicht dafür, den Teufel an die Wand zu malen, aber es ist eine sehr, sehr ernste Situation“, sagt René Zeeberg.
Nach Angaben von „VisitDenmark“ geben norwegische Touristen jedes Jahr acht Milliarden dänische Kronen (1,073 Nrd. Euro) für Ferien in Dänemark aus und sind damit nach Deutschland der zweitwichtigste Markt für Dänemarks Tourimuswirtschaft.
von
Günter Schwarz – 16.05.2020