Die rot-grüne Partei der Enhedslisten wird den Sommer damit verbringen, eine dänische Version des „Jedermannsrechts“, eines universellen Rechts für jedermann auszuprobieren. Die Umweltministerin ist der Ansicht, dass dieses ein sehr weitreichendes Vorhaben ist.

Sowohl Norwegen als auch Schweden und Finnland haben das universelle „Jedermannsrecht“, das der gesamten Bevölkerung das Recht gibt, sich fast überall in der Natur zu bewegen. Mai Villadsen von der Enhedslisten möchte dieses Recht auch auf Dänemark übertragen.

Mai Villadsen, Folketingsabgeordnete der Enhedslisten

Auf ihrer Facebook-Seite schlägt sie vor, dass im Sommer dieses Jahres, den viele wegen der Corona-Reisebeschränkungen ohnehin schon zwangsläufig in Dänemark verbringen, ausprobiert werden kann, eine dänische Version des „Jedermannsrecht“ zu testen.

„Naturwissenschaftler weisen darauf hin, dass die Dänen 75 Millionen Mal im Jahr Dänemarks Wälder besuchen. Die Wälder sind ein soziales Gut, das wir alle genießen sollten – aber es gibt einfach keinen gleichberechtigten Zugang, weil die staatlichen Wälder in Dänemark sehr ungleich verteilt sind. Zum Beispiel gibt es in Nordsjælland (Nordseeland) wirklich viel Staatswald – in Sydsjælland (Südseeland) und auf Fyn (Fünen) jedoch nur sehr wenig. In den privaten Wäldern muss man auf den Wegen bleiben und darf seine Kinder nicht auf dem Waldboden herumtollen lassen, keine Anemone pflücken oder mit der Freundin einen Mondscheinspaziergang machen. Lasst es uns ein bisschen wie unsere Nachbarn machen. Ein Wald hier mag in Privatbesitz sein, muss aber für jedermann zugänglich sein“, schreibt Mai Villadsen.

In Dänemark ist es bereits erlaubt, sich in den staatlichen Wäldern zu bewegen, und in 275 von ihnen können Sie Ihr Zelt frei aufschlagen. In den Wäldern in Privatbesitz ist der Zugang nur von 6 Uhr morgens bis zum Sonnenuntergang möglich. Sie können nur zu Fuß oder mit dem Fahrrad hinein und dürfen sich nur auf Straßen und Wegen aufhalten. Dort dürfen Sie sich nicht näher als 150 Meter von Gebäuden niederlassen und müssen die Anweisungen auf den Schildern in den Wäldern befolgen. Wenn der Wald weniger als 5 Hektar groß ist, darf der Eigentümer ihn sogar vollständig für die Öffentlichkeit schließen.

Und das sind die Regeln, die Mai Villadsen ändern möchte, damit mehr Natur für alle da ist. Umweltministerin Lea Wermelin (Socisldemokraterne) ist jedoch skeptisch, ein derartig weitreichendes „Jedermannsrecht“ durchzusetzen.

„Ich denke, es ist offensichtlich, einen Dialog mit den dänischen Waldbesitzern und dem dänischen Waldverband zu führen und ihre diesbezüglichen Vorstellungen zu hören. Es ist jedoch ein sehr weitreichender Vorschlag, ein ,Jedermannsrecht‘ in allen Wäldern Dänemarks einzuführen, und deshalb müssen wir uns auch um die Verletzlichkeit unserer Natur kümmern“, sagt Umweltministerin Lea Wermelin.

Auf der Website der dänischen Naturstyrelsen (Naturschutzbehörde) können Sie sehen, wo sich die staatlichen Wälder in Dänemark befinden.

von

Günter Schwarz – 17.05.2020