Beeindruckende Wandmalerei zur Wiedervereinigung Dänemarks
(Haderslev) – Der 27-jährige Andreas Welin aus Sønderborg will nicht zulassen, dass die Coronakrise den 100. Jahrestag der Wiedervereinigung Dänemarks am 15. Juni 1920 in Vergessenheit geraten lässt. Aus diesem Grund sprühte er das historische Ereignis auf die Giebelwand eines Hause in Haderslev.
Die Storegade in Haderslev sieht aus wie jede andere Straße – mit Ausnahme des Giebels des Hauses mit der Hausnummer 51. Der Giebel ist nicht mehr weiß wie die Jahre zuvor, denn der 27-jährige Andreas Welin aus Sønderborg hat darauf ein Wandbild mit Sprühfarbe gemalt.
Durch die Straßenkunst ist es dem Sønderjyden (Südjüten) gelungen, den großen Hausgiebel zu nutzen, um ein bestimmtes Motiv auszudrücken, über das er sich sorgfältig Gedanken gemacht und dann ausgewählt hat.
„Das Gemälde zeigt zwei Frauen, die sich gegenseitig widerspiegeln. Die hintere ist eine Slesvigsk (Schleswiger) Frau, die ein Eichenblatt hält, der ein Symbol für eine Slesvigske (Schleswigerin) ist, während die Frau im Vordergrund eine Sønderjyde (Südjütin) ist. Sie hält einen Blutbuchenzweig, der während der preußischen bzw. deutschen Besatzungszeit von 1864 bis 1920 in den Gärten der dänisch Gesinnten gepflanzt wurde. Sie verbirgt ein Blutbuchenzweig, weil es für die Deutschen ein Geheimnis und Rätsel war“, sagt der Künstler und fügt hinzu, dass die Frauen damit den Sprung von der Vergangenheit in die Gegenwart symbolisieren: Von Deutsch nach Dänisch.
Offizielle Enthüllung:
- Am 9. Juni um 14:00 Uhr wird das offizielle Giebelgemälde in der Storegade 51 in Haderslev enthüllt.
- Der Vorsitzende für Kultur und Freizeit in der Kommune Haderslev, Kjeld Thrane, wird für die Enthüllung verantwortlich sein.
- Das Projekt ist eine Zusammenarbeit zwischen Andreas Welin, Haderslev Kommunes 2020 Fondsmidler (Stiftungsvermittler), Kulturelle Zusammenarbeit der Kommune Haderslev und Haderslev Kunstforening (Kunstverein).
Quelle: Haderslev Kunstforening (Haderslev Kunstverein)
Es ist 100 Jahre her, dass Sønderjylland (Südjütland) wieder dänisch wurde. Mit vielen Veranstaltungen im Laufe des Jahres sollte im ganzen Land die Wiedervereinigung Dänemarks mit Sønderjylland gefeiert werden, aber die Coronakrise hat all diesen Feiern einen gründlichen Strich durch die Rechnung gemacht.
Andreas Welin ist traurig über die Absagen der Feierlichkeiten, denn genau auf das 100-Jahres-Datum, dem 15. Juni, hatte er gewartet.
„Ich möchte die Street Art in Sønderjylland verbreiten, und deshalb habe ich nach einer Möglichkeit gesucht, dieses zu tun, und dort an der Giebelwand finde ich die Erinnerung an die Wiedervereinigung super gut. Sønderjylland hat eine Menge Geschichte, die heute wichtig zu erzählen ist. Ich denke, es war eine großartige Idee, die Aufmerksamkeit auf das 100-Jährige etwas jugendlicher zu gestalten“, sagt der Sønderjyden.
Er glaubt, dass Street Art dazu beitragen kann, der jüngeren Generation historische Ereignisse zu vermitteln.
Es ist alles andere als das erste Mal, dass Andreas Welin die Spraydosen zur Hand nahm. Er hat schon immer gezeichnet und gemalt, aber als 18-Jähriger öffnete er seine Augen für die Street Art mit den Spraydosen. Er kontaktierte den Graffiti-Künstler L:Ron:Harald, der dem jungen Burschen in die Kunst der Street Art einführte.
Wir durften Tunnel und vieles mehr in der Kommune Sønderborg bemalen, und damit begann meine Karriere. Ich habe Street Art in Städten wie New York und Melbourne erlebt, wo ich mit anderen großen Künstler gemalt habe und von denen ich unterstützt wurde. Und was ich draußen in der Welt gelernt habe, möchte ich jetzt nach Sønderjylland zurückbringen“, sagt der Sønderjyden, der jetzt in København lebt.
Der Straßenkünstler hat bisher über 500 große und kleine Werke gemalt und lebt heute davon, kreativ mit den Spraydosen umzugehen. „Gemälde können viel mehr sagen als Worte. Wenn Sie etwas mit Worten sagen, ist die Bedeutung an das Wort gebunden. Beim Malen liegt es an der eigenen Vorstellungskraft und Kreativität, zu interpretieren, was ein Gemälde bedeutet“, schließt der Künstler.
von
Günter Schwarz – 07.06.2020