(Kiel / Itzehoe) – Gestern, am 16. Juni 2020, haben Einsatzkräfte des Landeskriminalamtes Schleswig-Holstein (LKA) und des Bundeskriminalamtes (BKA) auf Antrag der Staatsanwaltschaft Itzehoe die Wohnungen von zwei Beschuldigten in Calw (Baden-Württemberg) und Soltau (Niedersachsen) wegen des Verdachts der Computersabotage in besonders schweren Fällen und der versuchten Erpressung durchsucht. Dabei wurden diverse Datenträger sichergestellt.

Die 16 und 20 Jahre alten Beschuldigten stehen unter Verdacht, ab Juli 2019 mehrere Unternehmen, auch der sogenannten kritischen Infrastrukturen, darunter Banken und Telekommunikationsanbieter in Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Berlin und anderen Bundesländern, durch schwere Computersabotage angegriffen und geschädigt zu haben. Betroffen waren unter anderem die TNG Stadtnetz GmbH in Kiel und die Deutsche Kreditbank AG. Unter anderem waren Internetanschlüsse, Webseiten und Online-Banking-Systeme für Kunden über mehrere Tage nicht nutzbar. Derzeit ist von einem Gesamtschaden in siebenstelliger Höhe auszugehen.

Den Beschuldigten wird vorgeworfen, durch den Aufbau eines infizierten Rechner-Netzes (einem sogenannten Botnetz) in mindestens 12 Fällen sogenannte DDos-Angriffe (Distributed Denial of service) auf die geschädigten Unternehmen ausgeführt und Online-Dienste für Kunden zeitweise blockiert zu haben. Finanzielle Forderungen wurden nicht gestellt.

Der 20-jährige Beschuldigte aus Calw soll bei den Taten für die Anmietung sogenannter Command-and-Control-Server verantwortlich gewesen sein, über die sich die Schadsoftware steuern lässt. Er ist in der Vergangenheit bereits durch Computerbetrug polizeilich in Erscheinung getreten.

Nach derzeitigem Stand der Ermittlungen hat sich der 16-jährige Beschuldigte aus Soltau unter Nicknamen in verschiedenen sozialen Netzwerken zu den Taten bekannt. Die Taten scheinen durch Langeweile und Einsamkeit motiviert gewesen zu sein.

Neben den beschriebenen Taten wird dem 16-jährigen Beschuldigten eine gewerbsmäßige Erpressung vorgeworfen: Im April 2019 soll er zahlreiche Router von Telekommunikationsanbietern in Nigeria sowie von deren Endkunden lahmgelegt und für die Entsperrung Bitcoins im Wert von jeweils rund 100 Euro gefordert haben.

Nach dem bisherigen Stand der Ermittlungen ist davon auszugehen, dass die Beschuldigten ihre Taten gemeinsam begangen haben. Ob und in welchem Ausmaß noch weitere Täter beteiligt waren, wird die Auswertung der sichergestellten Datenträger zeigen.

Die Ermittlungen werden vom LKA Schleswig-Holstein zusammen mit dem BKA im Auftrag der Staatsanwaltschaft Itzehoe geführt. Das Dezernat Cybercrime und Digitale Spuren des LKA hat zusammen mit Ermittlerinnen und Ermittlern der Abteilung Cybercrime des BKA eine Ermittlungsgruppe eingerichtet. Die Leitung des Verfahrens liegt bei der Schwerpunkt-Staatsanwaltschaft Cybercrime in Itzehoe.

Nachfragen richten Sie bitte ausschließlich an die Pressestelle der Staatsanwaltschaft Itzehoe, Oberstaatsanwalt Peter Müller-Rakow, Telefon 04821/66-1802.

Quelle: Pressemitteilung des Landeskriminalamts Schleswig-Holstein vom 17.06.2020 um 09:29 Uhr

überarbeitet und veröffentlicht von

Günter Schwarz – 17.06.2020

Fotos: Archivbild