(Maribo) – Ein 5.700 Jahre alter Kaugummi aus Birkenharz enthüllte die Geschichte des steinzeitlichen Mädchens von der Insel Lolland, das man „Lola“ getauft hat. Jetzt wird ihre Geschichte im örtlichen Museum erzählt.

Für die Archäologin und Postdoc an der Københavns Universitet, Theis Trolle Jensen, war es ein Treffen mit „Lola“ oder besser gesagt, was sie vor Tausenden von Jahren ausgespuckt hat. „Es ist ein gekauter Birkenharz, der ausgespuckt wurde“, sagt Theis Trolle Jensen und betrachtet ein kleines Stück Birkenpech, das in einer Glasvitrine im Stiftsmuseet (Stiftmuseum) Maribo ausgestellt wird.

Das Birkenharz wurde vor 5.700 Jahren in Rødbyhavn von dem Steinzeitmädchen ausgespuckt. Theis Trolle Jensen selbst half bei einer archäologischen Ausgrabung, den Klumpen zu finden, und untersuchte anschließend selbst, ob er DNA enthalten könnte – und war überrascht.

„Es enthält ihr gesamtes genetisches Erbe. Es ist ziemlich verrückt und es ist, als würde man in die Vergangenheit reisen und an diesem Tag ein Bild von dieser Person machen“, sagt Theis Trolle Jensen.

Archäologe und Postdoc an der Københavns Universitet Theis Trolle Jensen.

Es wurde festgestellt, dass der Klumpen deutliche genetische Spuren eines steinzeitlichen Mädchens enthielt, das vor etwa 5.700 Jahren nach dem Verzehr von einer Grauente und Nüssen auf dem Klumpen Birkenharz kaute. Moderne Technologie ermöglichte es auch, ein klares Bild davon zu bekommen, wie das Mädchen aussah. „Dunkle Haut, dunkles Haar und blaue Augen“, sagt Theis Trolle Jensen.

Plötzlich streckte „Lola“ ihre Hand aus der Vergangenheit aus und jetzt ist sie der Mittelpunkt einer neuen Steinzeitausstellung im Stiftsmuseet, obwohl der Zugang zu ihr wie durch ein Tunnelelement führt, weil sie dank der Arbeiten an der Fehmarn-Verbindung gefunden wurde.

„Hehe, das macht tatsächlich Sinn, weil es einen Zusammenhang gibt“, sagt Marie Brinch, Museumsinspektorin im Museum Lolland-Falster.

In der Steinzeit verwendeten sie Birkenharz unter anderem als eine Art Sekundenkleber, um Tongefäße zu flicken und Pfeilspitzen anzubringen.

Ohne den Beginn der Arbeiten zum Bau der Fehmarn-Verbindung hätte es in Rødbyhavn keine archäologischen Ausgrabungen und damit keine DNA-Entdeckungen der Protagonistin der Ausstellung oder der anderen schönen Objekte der Ausstellung gegeben.

„Dieses ist einer der gruseligsten Funde. Es ist ein Ziegenschädel, und im Schädel der Ziege befanden sich die Überreste eines Gehirns“, sagt Marie Brinch, die im Stiftsmuseet die Objekte zeigt.

Die Ausstellung in Maribo beginnt ungefähr 1.000 Jahre vor „Lolas“ Leben und endet ungefähr 200 Jahre nach ihrem Tod. Trotzdem wurde „Lola“ zur Erzählerin der Show gemacht. „Wir haben eine Person aus Fleisch und Blut, die diese Geschichte erzählt und hier gelebt hat“, sagt Marie Brinch.

Theis Trolle Jensen selbst war bei der Ausgrabung, als der Birkenharzklumpen gefunden wurde.

Es ist eine Geschichte darüber, wie wir Bauern wurden, und sie begrüßt die Gäste des Museums. „Das haben Sie wirklich gut gemacht, denke ich. Sehr aufregend und sehr informativ“, sagt Mogens Olsen aus Sildestrup.

Auch Theis Trolle Jensen ist begeistert. „Ich finde es super schön“, sagt er.

Theis Trolle Jensen ist mit „Lola“ fertig, aber sie ist nicht mit ihm fertig. Denn durch sein neues Forschungsprojekt wird er 50 weitere Harzklumpen in ganz Europa analysieren.

von

Günter Schwarz – 27.06.2020

Fotos: Museum Lolland-Falster