Ein Jahr nach dem Storebælt-Unfall (Großer Belt-Unfall) leiden viele überlebende Passagiere noch heute an PTBS, Depressionen und Angstzuständen, wie neue Forschungsergebnisse zeigen.

Als ein DSB-Stadtbahnzug am 2. Januar 2019 auf der Storebælt Brücke mit herausragendenden LKW-Aufliegern eines entgegenkommenden Güterzugs kollidierte, kostete es acht Menschen das Leben.

Eine neue Studie des Wissenszentrums für Psychotraumatologie der Syddansk Universitet (Süddänemark Universität) zeigt nun, dass unter den überlebenden Passagieren etwas mehr als ein Jahr nach dem Unfall ein erheblicher Teil auch unter dem posttraumatischen Belastungssyndrom (PTBS), Depressionen und Angstzuständen zu kämpfen hat. Dass schreibt das „Kristeligt Dagblad“.

Laut der Studie hat ein Fünftel Symptome, die die Anforderungen für die Diagnose von PTBS erfüllen, während 13 Prozent nur ein Symptom benötigen, um die Diagnose zu stellen.

Die Zahl ist „beschämend hoch“ und die sich aus 51 untersuchten der insgesamt 131 Passagiere ergibt, die an der Umfrage teilnahmen. Ein Fünftel wird der Diagnose einer Depression gerecht. Bei Angstzuständen gilt dieses für 10 Prozent. Das Ausmaß der Störungen ist seit der ersten Untersuchung der Passagiere nach fünf Monaten unverändert geblieben.

Professor Ask Elklit von der Syddansk Universitet und Mitautor des Berichts, nennt die Zahlen „sehr hoch“. „Ich hatte erwartet, dass sie etwas niedriger sind. Ein Teil der Erklärung könnte sein, dass die Mehrheit der Passagiere Pendler waren, die immer noch mit den Zügen fahren und sich daher immer noch einer Gefahr ausgesetzt fühlen. Aber wenn sich ein so großer Teil so lange danach noch so schlecht fühlt, sehe ich das als Zeichen dafür, dass viele nicht die Hilfe erhalten haben, die sie hätten haben sollen“, sagt er zu Kristeligt Dagblad.

Laut Berith Bro, Psychologin und Präsidentin der Gesellschaft für Psychotraumatologie, ist die Zahl der Menschen, die an PTBS, Depressionen und Angstzuständen leiden, „beschämend hoch“. Sie kritisiert, dass es keine Kontaktstelle gibt, die den mentalen Zustand der Betroffenen in der Zeit nach dem Unfall nachverfolgt. Sie erklärt, dass es Menschen gibt, die nach einer traumatischen Erfahrung noch zehn Jahre lang Hilfe brauchen.

Nach einem traumatischen Unfall kann Ihnen über die Krankenversicherung psychologische Hilfe gewährt werden, schreibt Kristeligt Dagblad. Aber laut Berith Bro gibt es viele, die nicht wissen, wie man den richtigen Psychologen findet, der es gewohnt ist, mit traumatisierten Menschen zu arbeiten. „Die Menschen selbst wissen auch nicht immer, wann sie Hilfe bei ihren Symptomen suchen sollten“, sagt Berith Bro dem „Kristeligt Dagblad“.

Die Vorsitzende des Psychiatrie- und Sozialausschusses in den dänischen Regionen, Sophie Hæstorp Andersen (Socialdemokraterne), ist traurig, aber nicht überrascht, dass so viele nach dem Unfall am Storebælt langfristige psychische Probleme haben. Sie betont, dass die Mitarbeiter des Gesundheitssystems bereits gute Anstrengungen unternehmen, räumt aber auch ein, dass es noch besser gemacht werden kann.

von

Günter Schwarz – 18.07.2020

Foto: DSB