Seit 1984 versorgt das Tyra-Feld Dänemark mit Öl und Gas. Jetzt muss die Anlage neu aufgebaut werden. Deshalb hat in der Nordsee eine riesige „Lego-Arbeit“ begonnen, bei der derzeit an der Demontage der alten Tyra-Plattformen gearbeitet wird.

Aber wenn Öl und Gas aus dem Untergrund gewonnen wird, sinkt der Meeresboden. Daher ist es notwendig, eine komplett neue Bohrplattform zu bauen, um die fossile Energieträger in Zukunft zu sichern, die nicht nur als Brennstoffe Verwendung finden, sondern besonders in der chemischen Indutrie unentbehrlich sind.

Die neuen Bohrplattformen sollen bis Mitte 2022 fertig sein. Am letzten Sonntag wurde ein großer Schritt bei der Demontage unternommen, als mit Hilfe des größten Bauschiffs der Welt mit 477 Meter Länge und 124 Meter Breite, der „Pioneering Spirit“ des schweizerischen Offshore-Dienstleisters Allseas, die alte Hauptplattform vom Förderfeld abgenommen wurde. Das Gewicht allein dieser Plattform beträgt 14.000 Tonnen – das entspricht dem Gewicht von zwei Eiffeltürmen.

Hinter der Arbeit steht das französche Mineralölunternehmen Total, das 2017 Maersk Oil übernommen hat und nun zusammen mit der norwegischen Mineralölfirma Noreco und dem dänischen Nordsøfonden A/S das Feld besitzt.

Der Wiederaufbau des Öl- und Gasfeldes kostet nicht weniger als 21 Milliarden dänische Kronen (2,82 Mrd. Euro), die größte Öl- und Gasinvestition im dänischen Teil der Nordsee, die seit fünf Jahren durchgeführt wird.

Das eigentliche Abheben der 14.000 Tonnen schweren Hauptplattform dauerte jedoch nur 12 Sekunden. „Es ist etwas ganz Besonderes, dass etwas, dessen Planung fünf Jahre gedauert hat, in 12 Sekunden erledigt ist. Es lief wie erwartet, und wir sind natürlich glücklich und stolz darauf“, sagt Morten Hesselager Pedersen, Projektleiter bei Total und verantwortlich für den Wiederaufbau des Tyra-Feldes.

In den Hafenstädten Esbjerg und Frederikshavn, in denen auch lokale Unternehmen am Wiederaufbau beteiligt sind, werden die Arbeiten genau verfolgt. „Die Tatsache, dass sie jetzt eine größere Milliarde in die Wiederherstellung und Modernisierung von Tyra investieren, schafft in den kommenden Jahren viele Arbeitsplätze in Esbjerg, daher ist es wirklich auch für uns wichtig“, sagt Esbjergs Bürgermeister Jesper Frost Rasmussen (Venstre / Rechtsliberale Partei).

In Frederikshavn wird insbesondere der Recyclinghof M.A.R.S. (Modern American Recycling Services) an der Aufgabe teilnehmen. Hier wird erwartet, dass die Arbeit des Recycling von Materialien von den alten Plattformen zwischen 150 und 200 neue Arbeitsplätze schaffen wird.

Gleichzeitig freut sich die Bürgermeisterin der Kommune Frederikshavn, Birgit S. Hansen (Socialdemokraterne), dazu beitragen zu können, dass die alten Plattformen nicht verloren gehen. Sie sollen stattdessen umgerüstet und wieder verwendet werden.

„Wir müssen alles recyceln, was wir können. Es ist das Richtige für den Planeten, aber es ist auch das Richtige in Bezug auf die Tatsache, dass es in Zukunft Arbeitsplätze in diesem Bereich gibt“, sagt sie.

Die Hauptplattform vom Thyra-Feld ist in der Nacht von Montag auf Dienstag kurz nach Mittenacht in Frederikshavn angekommen, wo sie umgerüstet und wiederverwendet wird. Alle Teile, die bei den Arbeiten abfallen, werden verschrottet und recycelt.

Das Tyra-Feld liegt etwa 225 Kilometer westlich von Esbjerg und macht 90 Prozent der dänischen Erdgasproduktion aus. Es wird erwartet, dass das neue Tyra-Feld nach dem Jahr 2022 eine Spitzenproduktion von 60.000 Barrel pro Tag erreichen wird, die den Erdgasverbrauch von 1,5 Millionen dänischen Haushalten abdeckt.

Die neue Anlage wird voraussichtlich die nächsten 25 Jahre auf dem Öl- und Gasfeld verbleiben können.

von

Günter Schwarz – 04.08.2020

Fotos: Total