(Kiel) – Nachdem am Montag eine 23-jährige Auszubildende an ihrem ersten Ausbildungstag, als sich die etwa 50 Azubis zusammen mit dem Oberbürgermeister Ulf Kämpfer (SPD) gerade zu einem Gruppenfoto vor dem Rathaus versammelten, auf tragische Weise von einem Fahnenmast erschlagen worden war und ums Leben kam, ermittelt die Polizei unter Leitung der Staatsanwaltschaft in dem Fall weiter.

Wie eine Stadtsprecherin mitteilte, hätte der Lkw, der den Fahnmast touchierte und abknickte, nicht auf dem Rathausplatz fahren dürfen. Eine entsprechende Genehmigung lag laut Stadt dafür angeblich nicht vor, obwohl der Lkw Material für die Bauarbeiten am Rathaus anliefern sollte. Wie allerdings ein Lkw angeblich ohne Genehmigung auf den Rathausmarkt fährt, der dort Baumaterial anliefern soll, ist mehr als rätselhaft. Die Polizei wollte sich dazu nicht äußern.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung gegen den Fahrer und den Beifahrer des Lastwagens. „Der 60-jährige Lkw-Fahrer und sein 73-jähriger Beifahrer werden als Beschuldigte geführt“, sagte Oberstaatsanwalt Michael Bimler. Der Lastwagen dürfe nur rückwärts fahren, wenn er eingewiesen werde.

Dabei ist noch zu klären, wo sich der Fahrer und sein Beifahrer zum Unglückszeitpunkt exakt befunden haben. Vom Pressesprecher der Kieler Polizeidirektion, Oliver Pohl, heißt es dazu: „Darüber gibt es unterschiedliche Angaben. Wie schnell die Zugmaschine fuhr, wissen wir ebenso noch nicht. Der Fahrtenschreiber wird momentan von einem Sachverständigen ausgewertet, und auch der Fahnenmast wird untersucht.“

Die Mitarbeiter des Kieler Rathauses hatten am Dienstag mit einer Gedenkfeier an ihre Auszubildende erinnert. Für sie liegt ein Kondolenzbuch im Rathaus aus. Die Fahnen wehten am Dienstag nur auf halbmast und Blumen lagen am Unfallort auf dem Rathausplatz. Neben den Auszubildenden nahm auch Oberbürgermeister Ulf Kämpfer an der Gedenkfeier teil.

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NDR / Günter Schwarz – 05.08.2020

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