Mächtige Dannevirke-Steinmauer freigelegt
(Dannevirke) – Viele Kultur- und Geschichtsinteressierte kennen das Weltkulturerbe Dannevirke (Danewerk), den historischen Verteidigungswall bei Schleswig.Das Dannevirke gilt als südlicher Schutzwall der Wikinger, die in Dänemark und Skandinavien lebten. Er soll sich von Windeby bei Eckernförde über Haithabu bis nach Hollingstedt erstreckt haben – gut 30 Kilometer. Das Danewerk ist streckenweise gut erhalten und besteht aus einem Erdwall, stellenweise kombiniert mit Steinmauern oder Holzpalisaden.
Erste Teile des Danewerks wurden bereits im 5. Jahrhundert gebaut – und später immer wieder erweitert. Der Wall diente den Wikingern auch dazu, Handelswege zu kontrollieren und hatte nur einen offiziellen Durchlass
Archäologen legen derzeit im Rahmen der Sanierung eine Steinmauer des größten archäologische Denkmals Nordeuropas, das zugleich dänisches Nationaldenkmal und seit dem 30. Juni 2018 UNESCO-Welterbe ist, aus dem 8. Jahrhundert frei.
Die Mauer wird wahrscheinlich nur wenige Wochen zu sehen sein. Die wissenschaftliche Begleiterin der Grabungen, Astrid Tummuscheit, ist begeistert: „Es handelt sich tatsächlich um eine Mauer mit senkrechter Front und senkrechter Rückseite, wobei die Steine dann innen drin nicht gemauert waren, sondern eher ungeordnet eingefüllt. Das ist ein ziemlich mächtiges Bauwerk, weil diese Mauer ungefähr drei Kilometer lang ist.“ Zum Bau wurden ungefähr 20 Millionen Feldsteine verwendet.

Das Dannevirke sieht heute größtenteils aus wie ein Deich und ist an einer Stelle freigelegt. Hier kommt eine rote Ziegelsteinmauer zum Vorschein. Das ist die Waldemarsmauer aus dem 12. Jahrhundert. Dahinter befindet sich nun die Steinmauer. „Zu ihrer Zeit ist sie hier in der Region,State of the Art’“, sagt Astrid Tummuscheit. „Da muss man sich erstmal hineinversetzen in so ein Bild einer Landschaft, in der es nur Holzgebäude gegeben hat. Und dann baut man eben hier diese Mauer – auch in einer Technik, die man hier vorher nicht kannte.“
Wer sie bauen ließ, bleibt allerdings ein Rätsel. Ein dänischer König war es wohl eher nicht. „Aber wir müssen davon ausgehen, dass es sich auf alle Fälle um jemanden handelt, der Ambitionen hatte, so etwas zu sein wie ein König. Und so müssen wir davon ausgehen, dass es sich bei dieser Feldsteinmauer um den Ausdruck der allerersten Anfänge eines sich später entwickelnden Königtums handelt“, vermutet Tummuscheit. Wie auch die Waldemarsmauer könnte die Steinmauer ein Prestigebauwerk als Signal an die eigene Bevölkerung gewesen sein, meint die Archäologin.
Wie es mit der Ausgrabung weitergeht, sei noch unklar, sagt der Leiter des archäologischen Landesamtes, Ulf Ickerodt: „Das wird sich in den nächsten zwei Wochen entscheiden, wie wir es abdecken, ob wir es abdecken und wie wir weiter vorgehen.“ Sichtbar bleibt die Steinmauer aber aller Voraussicht nach nicht. Selbst mit einem Dach würde sie die Witterung zu sehr angreifen. Die schlechte Nachricht ist, dass Spaziergänger den Wall nicht betreten dürfen und sich somit keinen eigenen Eindruck verschaffen können.
von
Günter Schwarz – 18.08.2020
Fotos: Dannevirke