Immer mehr Deutsche wollen nach Dänemark ziehen: „Sie sind glücklicher und leben entspannter“
Corona-Entlassungen, billigeres Wohnen und kürzere Arbeitswochen lassen mehr Deutsche nach Dänemark schauen. Nach dem Lookdown durch Corona haben Immobilienmakler im Grenzland und Siedlungskoordinatoren in den Kommunen Sønderborg und Tønder deutlich mehr Anfragen von Deutschen erhalten, die nach nördlich der Grenze umziehen wollen.
„Wir bekommen wirklich sehr, sehr viele Anfragen. Mein Posteingang ist voll und ich bekomme zusätzlich noch jeden Tag mindestens zwei bis drei Anrufe“, sagt die Siedlungsberaterin der Kommune Tønder, Marianne Krag Okholm.
„Der Sønderborg Tilflytterservice (Sonderburg Umzugsservice) hat ebenfalls ein erhöhtes Interesse festgestellt“, sagt Tatjana Rode, die Siedlungskoordinatorin in der Kommune Sønderborg. „Es gibt immer mehr Deutsche, die nach Sønderborg ziehen wollen. Es sind vor allem Familien mit Kindern“, sagt sie.
Der Inhaber von „Nybolig“ in Padborg Ole Jepsen erhält Anfragen unter anderem von in Berlin, Frankfurt und Hamburg lebenden Deutschen. „Wir werben in Deutschland und auf der deutschen Website werden täglich 10 bis 15 Anfragen zu Häusern in unserer Region gestellt“, sagt Ole Jepsen.
Einige der interessierten Deutschen suchen einen neuen Job, weil sie im Zusammenhang mit der Coronakrise entlassen wurden. Andere suchen eine bessere Balance zwischen Familie und Beruf.
Beide Bedingungen gelten für Jan Roter aus Dresden, der seinen Job in der Hotellerie verloren hat. Zusammen mit seiner Freundin und seiner neunjährigen Tochter verwirklicht er seinen Traum, nach Dänemark zu ziehen. „Die Löhne in Deutschland sind selbst für hochqualifizierte Fachkräfte sehr schlecht. Andererseits gibt es in Dänemark viele Möglichkeiten für mich. Und die Dänen sind freundlich. Ich denke, es ist ein wunderbares Land“, sagt Jan Roter.
Nachdem er während des Herunterfahrens Zeit zu Hause verbracht hat, wo Jan Roter seine Tochter zu Hause unterrichtet hat, möchte er nicht mehr so leben wie zuvor. Dann arbeitete er bis zu 12 Stunden am Tag, sechs Tage die Woche. „Ich liebe die Work-Life-Balance in Dänemark. Die Menschen sind glücklicher und leben entspannter. Das Leben mit Beruf und Familie passt hier besser zusammen“, sagt Jan Roter.
Auch die Siedlungsberaterin Marianne Krag Okholm hört solche Argumente in ihrer Arbeit. „Viele Länder wurden von der Corona schwer getroffen. Insbesondere viele Deutsche sagen, dass sie Schwierigkeiten haben, wieder Arbeit zu finden. Sie hoffen, dass sie hierher kommen und Arbeit bekommen können“, sagt sie und fügt hinzu: „Wir haben auch nicht so viele Arbeitsstunden pro Woche. Das ist wichtig für die Deutschen.“
„Für andere besteht der Wunsch, ein Leben in Dänemark zu beginnen, darin, dass die Häuser in Sønderjylland (Südjütland) unter anderem billiger sind als in Deutschland“, sagt der Immobilienmakler Ole Jepsen. „Die Häuser hier sind deutlich günstiger als in Deutschland. Auch hier sind die Anschaffungskosten deutlich niedriger. Der Einstieg in den Immobilienmarkt sei in Dänemark also einfacher“, fügt er hinzu.
Schließlich gibt es die Deutschen, die sich wegen der Natur und der Gebiete, die sie aus ihren Ferien kennen, in Dänemark niederlassen wollen. „Es sind in der Regel Touristen, die schon oft hier waren, die sich in die Gegend verliebt haben. Und sie wollen hierher ziehen“, sagt Siedlungskoordinatorin Tatjana Rode.
Jan Roter und seine kleine Familie hoffen, das richtige Haus in der Nähe von Tønder zu finden. „Wir haben uns mehrere Häuser angesehen. Es könnte aber auch ein Ort wie Ribe oder Esbjerg sein. Wir haben noch keine endgültige Entscheidung getroffen, wo es sein soll“, sagt Jan Roter.
von
Günter Schwarz – 30.08.2020
Fotos: Tønder Kommune